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Klinische Frage formulieren

Je genauer Sie Ihre Frage formulieren, desto weniger Treffer müssen Sie später durchsehen. Eine gute Grundlage bietet unter anderem die PICO-Strategie oder eine davon abgeleitete Strategie (PICOST, PI, PIO o. ä.). Und so geht’s:

PICO(ST)-Strategie anwenden

Die Buchstaben P, I, C, O, S und T sind Abkürzungen für Bestandteile Ihrer klinischen Frage. Bevor Sie eine Recherche starten, machen Sie sich anhand der PICO(ST)-Elemente Gedanken, was genau Sie suchen. Am wichtigsten für eine Recherche in der EBP-Datenbank sind zunächst das P, das I und/oder das O. Was bedeuten die Abkürzungen?

P steht für Population, Patient:in/Klient:in oder Problem

Beim P überlegen Sie: Für wen und für welches Problem suchen Sie nach Studien. Z. B.

  • für welche Altersgruppe(n)?
  • für welche Diagnose(n)?
  • für welche Symptom(e)?
  • für welche Zielgruppe(n)? (z. B. die Patient:innen, Angehörige, für eine bestimmte Berufsgruppe, wie Pflegekräfte oder Lehrer:innen?)
  • für welche Beeinträchtigung(en) von Teilhabe, Betätigung oder Aktivitäten?

I steht für Intervention

  • Suchen Sie nach externer Evidenz zu einer bestimmten therapeutischen Intervention oder Gruppe von Interventionen (z. B. Umweltanpassung, Hilfsmittelversorgung, Teletherapie, ADL-Training, Sturzprävention, Beratung, Edukation/Schulung usw.)?
  • Suchen Sie nach Interventionen, die in einem bestimmten Kontext oder Setting durchgeführt werden (z. B. ambulant oder stationär, drinnen oder draußen, zuhause bei den Klient:innen)?

C steht für Control/Comparison (Kontrollgruppe/Vergleichsintervention)

Wollen Sie nur Studien suchen, bei denen die Intervention (I) mit bestimmten Vergleichsinterventionen verglichen wurde (z. B. Standardbehandlung, andere Intervention, Warteliste)?
Für eine Suche in der EBP-Datenbank, aber auch für die Suche nach ergotherapeutischen Interventionsstudien in anderen Datenbanken, ist dies i. d. R. unnötig, da es in der Ergotherapie noch nicht so viele Studien zum gleichen Thema gibt wie z. B. zu Medikamenten. Verzichten Sie also auf das C, wenn Sie Ihre eigene Suchstrategie ausarbeiten. Konzentrieren Sie sich vor allem auf das P, I und/oder O.

O steht für Outcome (angestrebte Zielgröße/angestrebtes Ergebnis)

  • Welches Ergebnis möchten Ihr:e Klient:in und Sie mit der Intervention erzielen? Beispiele: bessere Betätigungsperformanz, Teilhabe, Lebensqualität, Handfunktion, weniger Beeinträchtigung durch Schmerzen, Fatigue usw.
  • Möchten Sie mehr darüber herausfinden, welche unerwünschten Wirkungen bei bestimmten Interventionen möglich sind?

S steht für Studienart

Wollen Sie Ihre Suche auf bestimmte Studienarten eingrenzen? Als Studien mit besonders hoher Beweiskraft bei Fragen zur Wirksamkeit (therapeutischer) Interventionen gelten systematische Reviews und Metaanalysen, gefolgt von randomisierten kontrollierten Studien (vgl. OCEBM Levels of Evidence, 2011). Um diese Studientypen herauszufiltern, verwenden Sie den Filter „Art der Arbeit“.

T steht für Time (Zeitraum)

Zeitraum, in dem die Studien veröffentlicht wurden (z. B. ab 2010 bis heute), um die Suche auf aktuellere Arbeiten zu begrenzen. In der EBP-Datenbank wählen Sie dazu den Filter „Erscheinungsjahr“.

Beschreiben Sie die Bestandteile Ihrer klinischen Frage zunächst in eigenen Worten. Oft genügt es, erst einmal zwei oder drei PICOST-Elemente näher zu definieren. Sollten Sie zu viele Treffer erhalten, grenzen Sie weiter ein. Ein guter Startpunkt sind folgende Leitfragen:

  • Welche Studien enthält die Datenbank zur Intervention X bei der Population Y? P und I definieren
  • Welche Interventionen könnten Klient:in X helfen, sein:ihr Ziel Y (ein bestimmtes Outcome) zu erreichen? P und O definieren
  • Enthält die Datenbank Studien zur Frage, ob Intervention X bei Population Y helfen kann, das Outcome Z zu erreichen? P, I und O definieren

Das S (Studienart) und das T (Zeitraum) können Sie in der EBP-Datenbank später einfach über die Filter „Art der Arbeit“ und „Erscheinungsjahr“ ergänzen.

Formulieren Sie Ihre Suchstrategie für die EBP-Datenbank auf Deutsch.

Hier können Sie sich das PICO(ST)-Schema als PDF-Vorlage für Ihre eigene Recherche herunterladen.

Suchbestandteile sinnvoll verknüpfen

Verknüpfen Sie die einzelnen Bereiche Ihres PICO(ST)-Schemas immer mit dem booleschen Operator UND (AND). Als boolescher Operator bedeutet UND „sowohl ... als auch“. Durch diese Verknüpfung erhalten Sie alle Studien, in denen sowohl der eine als auch der andere Begriff auftaucht.

Suchen Sie beispielsweise Schlaganfall UND CIMT, erhalten Sie alle Studien, in denen sowohl das Wort Schlaganfall als auch die Abkürzung CIMT (für Constraint-Induced Movement Therapie) vorkommt (s. Abb.).

Ergänzen Sie mit UND ein Outcome, etwa Betätigungsperformanz, wird die Schnittmenge noch kleiner (s. Abb.).

In der einfachen Suche erhalten Sie Verknüpfungen mit UND, indem Sie die gewünschten Begriffe – durch Leerzeichen getrennt – ins Freitextsuchfeld eingeben (s. Abb.):

Um Ihre Treffermenge weiter einzugrenzen, können Sie zusätzlich Filter auswählen.

Die erweiterte Suche ist etwas anders aufgebaut als die einfache Suche: Alle Zeilen sind untereinander mit UND verknüpft. Innerhalb einer Zeile erfolgt die Verknüpfung mit ODER.

Hier müssen Sie die Bestandteile Ihres PICO(ST)-Schemas also in unterschiedliche Zeilen eingeben (s. Abb.). Auch die gewünschten Filter ergänzen Sie in neuen Zeilen:

Meist ist es zielführend, die Filter einer Rubrik (z. B. „Art der Arbeit“, „Kritische Bewertung“ oder „Altersgruppe(n)“) untereinander mit ODER zu verknüpfen. Das erreichen Sie, indem Sie sie innerhalb der gleichen Zeile eintragen. Im Beispiel: Wenn Sie Ihre Suche auf Studien eingrenzen möchten, an denen entweder Erwachsene oder ältere Menschen (ab 65 Jahren) oder beide Altersgruppen teilgenommen haben, wählen Sie die Verknüpfung mit ODER.

Der boolesche Operator ODER (OR) steht für „entweder ... oder“. In der erweiterten Suche können Sie die Verknüpfung mit ODER nutzen, um Synonyme oder ähnliche Begriffe für Ihre Suchbegriffe zu ergänzen. So gehen Sie sicher, dass Sie keine Studie übersehen.

In unserem Beispiel könnten Sie sich folgende Synonyme und Begriffe überlegen:

  • für Schlaganfall: Hirninfarkt, Hirnblutung, Ischämie, ischämischer Insult, CVA, CVI
  • für CIMT: mCIMT, homeCIMT, Constraint-Induced, Forced Use

Verfeinern Sie Ihre Begriffe noch mit Wildcards, z. B. *cimt als Sammelbegriff für mCIMT und homeCIMT. Geben Sie Synonyme für einen Begriff immer in die gleiche Zeile ein. So werden sie automatisch mit ODER verknüpft (s. Abb.).

Wenn Sie möchten, ergänzen Sie nun auch wieder Ihr angestrebtes Outcome (O): Betätigungsperformanz. Durch die Ergänzung von Synonymen für Ihr P (Population/Problem) und Ihr I (Intervention) erhalten Sie jetzt 7 Treffer, also 4 mehr als in der einfachen Suche (s. Abb.).

Im Venn-Diagramm würde Ihre Suche so aussehen:

Und als Suchterm, wie Sie ihn in einer anderen Datenbank formulieren würden (allerdings auf Englisch; Übersetzungshilfen finden Sie hier):

(schlaganfall ODER hirninfarkt ODER hirnblut* ODER ischäm* ODER cva ODER cvi) UND (cimt ODER *cimt ODER constraint-induced ODER forced use) UND betätigungsperformanz

In der erweiterten Suche der EBP-Datenbank bilden die Zeilen die Klammern, innerhalb derer Sie Synonyme mit ODER verknüpfen können. Geben Sie daher die Bestandteile Ihres PICO(ST)-Schemas (das P, das I, das C, das O, das S und das T) in der erweiterten Suche immer in jeweils eigene Zeilen ein.

Weitere Informationen finden Sie u. a. auf der DVE-Website bei Studien und bei den Recherchehilfen von RefHunter.