Unilateraler Neglekt ist ein allgemein anerkannter Prädiktor für schlechte Ergebnisse bei der Schlaganfallrehabilitation. Das Syndrom hat bedeutsame Implikationen für die Ergotherapie, da es sich in einer Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) manifestiert. Dieser Review stellt die derzeit gängigen therapeutischen Interventionen bei unilateralem Neglekt vor und untersucht, ob eine Reduzierung der ADL-Einschränkungen für Neglekt-Patienten von Vorteil sein kann.
Der Literaturreview erfolgte für Veröffentlichungen bis Januar 2007 in den Datenbanken AMED, CINAHL, MEDLINE, PsycINFO, PEDro, OTseeker, Global Health und Cochrane Library. Analysiert wurden Studiendesign, untersuchte Population, Interventionen und ihre Auswirkungen auf Alltagsaktivitäten.
3 RCT und 35 andere Studien (Fall- und Crossover-Studien) wurden identifiziert. 8 Studien zielten auf die Aktivierung der rechten Hemisphäre, wovon 5 Studien Scanning-Training, computerunterstützte Strategien und Prismenadaptation und einige andere Studien 6 weitere Interventionsarten behandelten. Einige therapeutische Strategien führten zu einer Reduzierung der Neglekt-Symptome, die jedoch nur von kurzer Dauer waren. In 7 Studien fanden sich (tendenzielle) Hinweise für eine positive Wirkung auf Alltagsaktivitäten. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt existieren keine Richtlinien zu empfohlenen Interventionen.
Bisherige Studien mit verschiedenen Grundannahmen zum unilateralen Neglekt zeigen kaum Evidenz für eine positive Wirkung der Interventionen in Bezug auf Alltagsaktivitäten. Sie weisen methodische Mängel und geringe Stichprobengrößen auf und fokussieren meist auf kognitive Funktionen und nicht auf das Gelingen von Betätigung als Ergebnisparameter.
Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: erworbene Hirnschädigung
Keyword 2: Halbseitige Vernachlässigung/Hemineglect
Keyword 3: unterschiedliche Interventionen
Weitere: Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Augenabdeckung, Ausstreichtest, Biofeedback / Neurofeedback, computergestützte Intervention, computergestütztes kognitives Training, Erwachsene, erworbene Hirnschädigung, Explorationstraining, FIM (Functional Independence Measure™), Funktionelle Elektrostimulation (FES), Halbseitige Vernachlässigung/Hemineglect, Hirnschädigung/-verletzung, Mobilität, Mobilität (ICF), Mobilität im Alltag, Neurologie, neurologische Erkrankung, neurologische Rehabilitation, persönliche Aktivitäten des täglichen Lebens (PADL), Prismenadaptation, Rollstuhltraining, Schädelhirntrauma, Schlaganfall, Schlaganfallrehabilitation, Selbstversorgung, Selbstversorgung (ICF), sensorische Stimulation, systematischer Review, Transfer, Virtuelle Realität (VR)