Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, können wie folgt profitieren:
Eine körperliche Rehabilitation kann, verglichen mit keiner Rehabilitation, die Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, die Bewegungsfähigkeit der Beine, das Gleichgewicht und das Gehen verbessern. Der Nutzen ist möglicherweise größer, wenn die Rehabilitation in einem Umfang von über 2,5 Stunden pro Woche durchgeführt wird.
Ein Schlaganfall kann Lähmungen in bestimmten Körperregionen verursachen und zu Einschränkungen der körperlichen Funktionsfähigkeit führen. Im Laufe der Zeit sind verschiedene körperliche Rehabilitationsansätze entwickelt worden, die auf Konzepten dazu beruhen, wie Menschen sich von einem Schlaganfall erholen. Physiotherapeut:innen entscheiden sich häufig aufgrund ihrer klinischen Erfahrung und ihrer Argumente für einen bestimmten Ansatz, jedoch mangelt es an eindeutigen wissenschaftlichen Belegen. Dies bedeutet, dass sich die Techniken, die einzelne Physiotherapeut:innen auswählen, unterscheiden können (z. B. kann eine Physiotherapeutin Kräftigungsübungen auswählen, während eine andere einen Schwerpunkt auf passive Bewegungen legt). In der Vergangenheit wurden verschiedene nach ihren Entwicklern benannte Rehabilitationskonzepte (z. B. das Bobath-Konzept) angewandt. Diese Ansätze werden als neurophysiologische Ansätze bezeichnet, da sie auf der Grundlage von Kenntnissen und Theorien über die Funktionsweise und Erholung des Nervensystems entwickelt wurden. Es ist wichtig, Physiotherapeut:innen bei der Auswahl des Ansatzes zu unterstützen, der ihren Patient:innen die bestmögliche Erholung von ihrem Schlaganfall bietet.
Anmerkung: Unter körperlicher Rehabilitation verstehen die Autor:innen primär physiotherapeutische Maßnahmen. Sie verwenden in diesem Review übergreifend den Begriff „körperliche Rehabilitation“ und bezeichnen die Personen, die diese anleiten, als Therapeut:innen.
Uns interessierten Antworten auf die folgenden Fragen:
Wir suchten nach einer bestimmten Art von Studien, die als randomisierte kontrollierte Studien bezeichnet werden. Wir trugen Studien zusammen, in denen Menschen nach einem Schlaganfall an einer körperlichen Rehabilitation teilnahmen, um ihre Gehfähigkeit und ihre Fähigkeit zur Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens zu verbessern. Wir interessierten uns für verschiedene Rehabilitationsansätze (d. h. Behandlungsprogramme, die auf einem bestimmten wissenschaftlichen Prinzip basieren). Diese Ansätze können auch in einer Gruppe oder als Fernbehandlung durchgeführt werden. Die Bewegungsprogramme können dabei spezifische Behandlungen oder Übungen nach den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen oder an das Genesungsstadium angepasste Standardübungen beinhalten. Wir schlossen Studien aus, in denen nur „einzelne“ Behandlungen untersucht wurden (z. B. elektrische Stimulation oder robotergestützte Behandlungen) oder die sich nur auf die Armfunktion bezogen.
Wir fanden 267 Studien mit insgesamt 21.838 Personen mit einem Schlaganfall. Die Studien wurden in 36 verschiedenen Ländern durchgeführt, die Hälfte davon (133 Studien) in China.
In 105 Studien wurde untersucht, ob eine körperliche Rehabilitation besser ist als keine körperliche Rehabilitation. Die meisten dieser Studien wurden in stationären klinischen Einrichtungen in China durchgeführt, in denen die körperliche Rehabilitation nicht Teil der regulären Versorgung war. Einige wenige Studien wurden jedoch in ambulanten Einrichtungen nach der Entlassung der Patient:innen aus der regulären körperlichen Rehabilitation durchgeführt. Diese Studien zeigten, dass die körperliche Rehabilitation die Fähigkeit einer Person zur Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, die Bewegungsfähigkeit der Beine, das Gleichgewicht und die Gehfähigkeit im Vergleich zu keiner körperlichen Rehabilitation verbessern kann.
In 56 Studien wurde die Wirkung zusätzlicher bzw. ergänzender körperlicher Rehabilitationsmaßnahmen untersucht. Alle Teilnehmenden an diesen Studien erhielten die reguläre körperliche Rehabilitation, jedoch erhielt eine Gruppe zusätzliche, auf einem bestimmten Rehabilitationsansatz basierende Behandlungen. Diese Studien zeigten, dass zusätzliche körperliche Rehabilitationsmaßnahmen die Fähigkeit zur Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, die Bewegungsfähigkeit der Beine, das Gleichgewicht und die Gehfähigkeit verbessern können; je größer der Umfang der zusätzlichen Maßnahmen, desto größer der mögliche Nutzen.
In 92 Studien wurden verschiedene körperliche Rehabilitationsansätze miteinander verglichen. Es gab viele Unterschiede in der Art und dem Umfang der körperlichen Rehabilitationsprogramme und in den untersuchten Patientengruppen (z. B. hinsichtlich der Zeit, die seit dem Schlaganfall vergangen war). Diese Studien zeigten, dass eine körperliche Rehabilitation, die sich auf das Training funktioneller Aufgaben konzentriert, die Fähigkeit der Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, und die Bewegungsfähigkeit der Beine verbessern kann (nicht jedoch das Gleichgewicht oder Gehen). Neurophysiologische Ansätze zur körperlichen Rehabilitation sind möglicherweise weniger wirksam als andere Ansätze für die Verbesserung der Fähigkeit des Ausführens von täglichen Aktivitäten. (Für andere Endpunkte ergaben sich jedoch keine Unterschiede).
Bei allen Vergleichen gab es nur sehr wenig Informationen über das Auftreten von unerwünschten Ereignissen im Rahmen der Rehabilitation.
Nur in wenige Studien wurden längerfristige Ergebnisse nach dem Ende des Rehabilitationsprogramms erhoben.
Es gab große Unterschiede zwischen den Teilnehmenden, Interventionen, Vergleichen und Endpunkten in den Studien, die in diesen Review eingeschlossen wurden. Es gab auch geografische und kulturelle Unterschiede, die die Ergebnisse beeinflusst haben können. Im Allgemeinen war die Berichterstattung über Details der Studien sehr dürftig. Diese Probleme bedeuten, dass das Vertrauen in die Ergebnisse der durchgeführten statistischen Analysen begrenzt ist.
Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2022. Wir schätzen es als unwahrscheinlich ein, dass neuere, seit November 2022 veröffentlichte Studien zu anderen Schlussfolgerungen führen würden.
C. Braun, A. Eisele-Metzger, freigegeben durch Cochrane Deutschland.
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Dieser Cochrane Review gibt den Stand der Evidenz zum Zeitpunkt der Recherche wieder. Die wissenschaftliche Erkenntnislage kann sich seither verändert haben. Möglicherweise ist inzwischen auch schon eine aktualisierte Fassung des Reviews mit anderen Schlussfolgerungen erschienen, zu der jedoch bislang weder eine DVE-Zusammenfassung noch eine deutschsprachige PLS-Übersetzung vorliegt. Dies können Sie überprüfen, indem Sie dem Quellen-Link folgen (Zugriff am 07.07.2025).
Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: Schlaganfall
Keyword 2: Aktivitäten der unteren Extremität
Keyword 3: körperliche Rehabilitation
Weitere: Aktivitäten der unteren Extremität, Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Erwachsene, andere Intervention, aufgabenorientierter Ansatz, aufgabenorientiertes Training, Aufmerksamkeits-Kontrollgruppe, Balance/Gleichgewicht, Cochrane Systematic Review, Ergotherapie, Erwachsene, erworbene Hirnschädigung, Funktionen der unteren Extremität, Gehen, Gehen / Gang, Gehen im Alltag, Gehgeschwindigkeit, Hirnschädigung/-verletzung, instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL), interdisziplinär, keine Intervention, Körperfunktionen und -strukturen (ICF), körperliche Funktionsfähigkeit, körperliche Rehabilitation, Metaanalyse, Mobilität, Mobilität (ICF), motorische Fähigkeiten, motorische Fertigkeiten, motorische Funktionen, motorische Performanz, motorisches Training, multidisziplinär, Neurologie, neurologische Erkrankung, neurologische Rehabilitation, neurophysiologische Therapie, persönliche Aktivitäten des täglichen Lebens (PADL), Rehabilitation, Schlaganfall, Schlaganfallrehabilitation, sensomotorisch-perzeptive Therapie, Standardversorgung, systematischer Review, untere Extremität