2014  |  RCT/CCT  |  EBP-ID: 21635

Effekte von aufgabenorientiertem gerätegestützten Training auf Armfunktion, Aktivität und Lebensqualität von Menschen mit chronischem Schlaganfall: eine randomisierte kontrollierte Studie

Timmermans AA, Lemmens RJ, Monfrance M et al. Effects of task-oriented robot training on arm function, activity, and quality of life in chronic stroke patients: a randomized controlled trial. Journal of NeuroEngineering and Rehabilitation 2014; 3(11): 45. doi.org/10.1186/1743-0003-11-45.

Abstract

Die folgende nutzerfreundliche Studienzusammenfassung von Cosima Pinkowski ist unter dem Titel „Effekte von aufgabenorientiertem Roboter-Training auf die Arm-Funktion, Aktivität und Lebensqualität von chronischen Schlaganfallpatienten: eine randomisierte kontrollierte Studie“ in der Zeitschrift ergoscience (ergoscience 2015; 10(2): 81–3) veröffentlicht und wurde dem DVE freundlicherweise vom Schulz-Kirchner Verlag für die EBP-Datenbank zur Verfügung gestellt. Die kritische Beurteilung mittels PEDro-Skala erfolgte durch den DVE. Zum Einstellen in die Datenbank musste der DVE redaktionelle Änderungen vornehmen. Die Original-Studienzusammenfassung, wie sie in der ergoscience erschienen ist, können Sie über https://www.skvshop.de/de/ beziehen.

Effekte von aufgabenorientiertem Roboter-Training auf die Arm-Funktion, Aktivität und Lebensqualität von chronischen Schlaganfallpatienten: eine randomisierte kontrollierte Studie

Ziele der Arbeit

National und international werden zunehmend robotergestützte Interventionen für den Einsatz in der Neurorehabilitation entwickelt (Timmermans, Lemmers, Geers, Smeets & Seelen, 2011; Babaiasl, Mahdioun, Jaryani & Yazdani, 2015). Nach einem Schwerpunkt in der Therapie der unteren Extremität besteht mittlerweile auch eine Auswahl an kommerziell vertriebenen Geräten für die obere Extremität (Timmermans et al., 2009c). Dabei kann man zwei Gruppen unterscheiden: „Robotic Training Systems“ und „Sensor-based Training Systems“ (Timmermans et al., 2011). Ein wesentliches Ziel ist in der Regel, innerhalb der vom Gesundheitssystem gesetzten Grenzen die Therapiefrequenz oder -dauer zu erhöhen, da die Anwendung entweder in kleinen Gruppen mit nur einer Therapeutin stattfinden (Buschfort et al., 2010) oder das Gerät vom Klienten im Rahmen von supervidierten Eigenübungen genutzt werden kann (Kwakkel, Kollen & Krebs, 2008). Robotergestützte Therapie ist daher intensiver, von längerer Dauer und enthält mehr Wiederholungen, die ähnlich wie bei einem Spiel für die Klienten motivierend und herausfordernd gestaltet sind (Babaiasl et al., 2015). Darüber hinaus konnte die Motivation der Klienten in einer kleinen Studie (n = 9) für ein technologiegestütztes aufgabenorientiertes („technology-supported task-oriented“) Armtraining von Timmermans et al. (2010) beschrieben werden. Weitere Vorteile sind die Anpassung der Aufgaben an das Funktionslevel der Klienten, die Optimierung der erforderlichen Bewegungsmuster („Movement Pattern“) und die präzisere Kontrolle der Komplexität der zu erlernenden Bewegung (Kwakkel et al., 2008).

Was ist das Problem und was ist bisher darüber bekannt?

Die Autorengruppe um Timmermans widmet sich in der vorliegenden Studie der Zielgruppe der chronischen Klienten mit Schlaganfall, von denen mehr als 50 % Probleme in der Arm- und Handperformanz haben (Broeks, Lankhorst, Rumping & Prevo, 1999). Diese Einschränkungen begrenzen den Einsatz der oberen Extremität in den ADLs (Lai, Studenski, Duncan & Perera, 2002; Johansson, Mishina, Ivanov & Bjorklund, 2007) und beeinträchtigen ebenfalls das soziale Leben und die Lebensqualität (Nichols-Larsen, Clark, Zeringue, Greenspan & Blanton, 2005). Die Wirksamkeit von roboter-gestützter Therapie wurde zunächst nur für die Ebene der Funktionen der oberen Extremität (Muskelkraft, Koordination, Bewegungsausmaß) gezeigt und nicht für Fortschritte auf Ebene der Aktivtäten der ICF (Langhorne, Coupar & Pollock, 2009; Prange, Jannink, Groothuis-Oudshoorn, Hermens & Ijzerman, 2006; Kwakkel et al., 2008; Mehrholz, Platz, Kugler & Pohl, 2009). Die zitierten Autoren sind der Auffassung, dass die fehlenden Therapieeffekte auf die Aktivitäten des Klienten zum Teil mit der Abwesenheit von aktivitätsbezogenem Therapieinput begründet werden können (Prange et al., 2006; Kwakkel et al., 2008; Mehrholz et al., 2009). Neuerdings gibt es Studien, die positive Wirkungen des robotergestützten Armtrainings zusätzlich zur Ebene der Funktionen auch auf die Ebene der Aktivitäten fanden. Dies belegen die Autoren mit Studien zum T-Wrex (Assessments: Fugl-Meyer Test, ROM, Motor Activity Log; Housman, Scott & Reinkensmeyer, 2009), zum MIT Manus (Assessments: Fugl-Meyer Test, Wolf Motor Function Test, Stroke Impact Scale, Lo et al., 2010), mit dem systematischen Cochrane Review (Mehrholz, Hadrich, Platz, Kugler & Pohl, 2012), der einen Effekt auf ADLs und Armfunktion beschreibt, jedoch nicht auf Muskelkraft. Darüber hinaus benennen die Autoren eine Pilotstudie mit MS-Klienten, die eine robotergestützte Intervention zum Erreichen ohne Objekte („arm transport only“) und mit Manipulieren von realen Objekten („object´s reaching and manipulation“) vergleicht und einen größeren Therapieeffekt beim Verwenden der Objekte mittels Action Research Arm Test findet bei Aufgaben zum groben Griff jedoch nicht zum Spitzgriff/Präzisionsgriff (Carpinella, Cattaneo, Bertoni, & Ferrarin, 2002). Der Einsatz von realen Objekten ist eine von mehreren Strategien und Entwicklungen, um den Transfer der erlernten Funktionen in den Alltag zu erleichtern. Dies galt als Limitierung der robotergestützten Therapie, da die Klienten im spontanen Alltagseinsatz des Armes nicht die verbesserten Funktionen einsetzen (Johnson, 2006; Johnson et al., 2007). Die Autoren kombinieren in ihrer aktuellen Studie den „technology-supported/robot-supported“ Ansatz mit einem wirksamen „Task-oriented“ Training. Sie geben an, dass aufgabenorientiertes Training für die obere Extremität bei Klienten nach Schlaganfall vielversprechender ist, wenn technische Unterstützung eingesetzt wird. Einige Autoren kombinieren aufgabenorientiertes Training mit realen Objekten mit „sensor-based technologies“ (Timmermans et al., 2010; Delbressine et al., 2012; Lum, Uswatte, Taub, Hardin, & Mark, 2006; Curtis, Ruijs, de Vries, Winters, & Martens, 2009) Dabei zeigen die Pilotstudien Verbesserungen der Handfunktion (Timmermans et al., 2010), der Arm- und Handaktivitäten (ebd.; Lum et al., 2004) und der Lebensqualität (Timmermans et al., 2010). Der Haptic Master Roboter hat drei Freiheitsgrade und ist mit Kraft- und Positionssensoren ausgestattet (Timmermans et al., 2009c). Auch er ist kommerziell erhältlich und ermöglicht das Training von realen Aufgaben im dreidimensionalen Raum (erreichen, greifen, Objekte transportieren). Er wurde bereits für ein aufgabenorientiertes Training mit realen Objekten bei Schlaganfallklienten eingesetzt (Johnson, Wisneski, Anderson, Nathan & Smith, 2006).

Was wurde in der Studie untersucht?

Die Autoren wollen herausfinden, ob der Haptic Master Roboter ergänzend zum aufgabenorientierten Arm- und Handtraining effektiv ist und einen zusätzlichen Wert darstellt. Sie wählten als Zielgruppe chronische Klienten nach Schlaganfall mit sehr guter Arm- und Handfunktion aus, da robotergestützte Therapie bei chronischen Klienten nach Schlaganfall mit geringer Funktion bereits als wirksam beschrieben wurde (Lo et al., 2010; Volpe et al., 2008). Die Analyse der Effekte soll auf den Ebenen der ICF „Körperfunktionen und -strukturen“, „Aktivitäten“ und „Lebensqualität“ durchgeführt werden. Es handelt sich um ein einfach verblindetes RCT-Design mit einer Experimental- (Haptic Master) und einer Kontrollgruppe.

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Schlaganfall

Keyword 2: Schlaganfall, chronisches Stadium

Keyword 3: aufgabenorientiertes gerätegestütztes Training

Weitere: Action Research Arm Test (ARAT), aufgabenorientiertes gerätegestütztes Training, aufgabenorientiertes Training, Ergotherapie, EuroQol-5D, Fugl-Meyr Assessment (FMA) / Fugl-Meyr Test (FMT), gerätegestützte Therapie, Haptic Master Robot, Lebensqualität, Motor Activity Log (MAL), Physiotherapie, randomisierte kontrollierte Studie, Schlaganfall, Schlaganfall, chronisches Stadium, Schlaganfallrehabilitation, Short Form-36 (SF-36)

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Neurologische Erkrankungen
  • Hirnschädigungen (z.B. Schlaganfall, Entzündliche Erkrankungen, Zerebralparese)

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen

Interventionen

Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • (Senso-)Motorisches Training und Therapie, Motorische Rehabilitation

Berufsgruppe(n)

  • Berufsgruppe unklar/Ergotherapie nicht beteiligt