2017  |  Sonstige  |  EBP-ID: 22211

Wenn alles sinnlos ist – Erfahrungen von Klienten mit Betätigung im psychiatrischen Krankenhaus während einer Krisenintervention

Roos KC, Higgins SM, Kinébanian A. When everything is meaningless – clients perceptions of occupations during their clinical stay for crisis intervention in a psychiatric hospital. ergoscience 2017; 12(4): 144-52. doi.org/10.2443/skv-s-2017-54020170402.

Abstract

Einleitung

In der stationär-psychiatrischen Versorgung kam es in den letzten 10 Jahren zu einem erhöhten Bedarf an Behandlungen bei gleicher Anzahl Behandlungsplätzen mit einer verkürzten Verweildauer. Für Ergotherapeuten stellt dies eine Herausforderung dar, da in kurzer Behandlungsdauer klientenzentrierte und betätigungsbasierte Interventionen entwickelt und durchgeführt werden müssen. In diesem Beitrag werden während einer Krisenintervention im stationären psychiatrischen Setting Klientenerfahrungen zu bedeutungsvollen Betätigungen gesammelt. Durch ein tieferes Verständnis anhand von Fallbeispielen werden erste Überlegungen zu der Frage angestellt, wie ergotherapeutische Interventionen effektiv und effizient bedeutungsvolle Betätigung ermöglichen können.

Methoden

Sechs Teilnehmer wurden jeweils zweimal interviewt, einmal während ihres Krankenhausaufenthaltes und einmal nach ihrer Entlassung. Die induktive Analyse nach inhaltlichen Themen wurde mit der Software ATLAS-ti durchgeführt.

Ergebnisse

Das Erleben von Sinnlosigkeit wurde als Phase von Betätigungs-Dysfunktion identifiziert. Mit den Aktivitäten wurde nur den Betätigungs-Bedürfnissen wie Ablenkung, sozialer Inklusion und Routine entsprochen. Bedeutungsvolle Betätigung erlebten die Klienten nur am Ende ihres Krankenhausaufenthaltes, mit beginnender Rekonstruktion ihrer Betätigungs-Identität nach Überwindung der Krise.

Diskussion

Die Ergebnisse illustrieren den Prozess der Betätigungs-Rekonstruktion von der Betätigungs-Dysfunktion (Sinnlosigkeit) über das „Tun und Dazugehören” (Mitmachen) zu „Sein und Werden” (Selbstfindung). Alle Teilnehmer dieser Studie profitierten von Aktivitäten, auch wenn sie nicht immer als persönlich sinnvoll erlebt wurden.

Hinweis

Die Originalarbeit in der ergoscience ist auf Englisch erschienen.

Verwendung des Abstracts mit freundlicher Genehmigung des Schulz-Kirchner Verlags. Der Volltext kann über https://www.skvshop.de/de/ bezogen werden (genaue Literaturangabe s. o.).

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Weitere: Bedeutung von Betätigung, Psychiatrie/Psychosomatik/Sucht, psychische Krise

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Psychische/psychosomatische Erkrankungen, Verhaltensstörungen
  • Affektive Störungen (z.B. Bipolare Störung, Depression)
  • Psychosen (z.B. Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen)
  • Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (z.B. Phobien, Zwang, dissoziative Störungen)
  • Verhaltensauffälligkeiten, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, Sucht (z.B. Essstörungen, ADHS)
  • Andere psychische/psychosomatische Erkrankungen

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen

Interventionen

Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • Handwerkliche, kreative, künstlerische Techniken
  • Sonstige (z.B. Aktivitätsgruppen, Virtuelle Realität, digitale Angebote)
Sonstige Interventionen
  • Psychosoziale Therapien

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt
DVE-Studienzusammenfassung erstellt von: © Sabine George und © Helga Ney-Wildenhahn, 2020