2010  |  SR/MA  |  EBP-ID: 21854

Versorgungssituation und Wirksamkeit der ambulanten im Vergleich mit der stationären pneumologischen Rehabilitation

Korczak D, Huber B, Steinhauser G. Versorgungssituation und Wirksamkeit der ambulanten im Vergleich mit der stationären pneumologischen Rehabilitation. Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) 2010; 106: 1-142.

Abstract

Hintergrund

Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) und Asthma bronchiale gehören zu den großen Volkskrankheiten. Sie bedürfen einer langfristigen bis dauerhaften Rehabilitation.

Fragestellungen

Ziel des HTA-Berichts (HTA = Health Technology Assessment) ist es, die derzeitigen Angebote sowie die gesundheitsökonomische Relevanz im Zusammenhang mit der sozialen Komponente der pneumologischen Rehabilitation (PR) darzustellen, Handlungsoptionen für die Akteure im System abzuleiten sowie Forschungsbedarf aufzuzeigen.

Methodik

Relevante Publikationen werden über eine strukturierte Datenbankrecherche in 37 Datenbanken sowie mittels Handrecherche identifiziert. Die Literaturrecherche erstreckt sich von 2004 bis 2009. Die methodische Qualität wird jeweils von zwei unabhängigen Gutachtern unter Beachtung von Kriterien der evidenzbasierten Medizin (EbM) systematisch geprüft.

Ergebnisse

Von insgesamt 860 Treffern erfüllen 31 medizinische, vier ökonomische und 13 ethische Studien die Einschlusskriterien. Die Studien decken Rehabilitationsprogramme in neunzehn Ländern ab. Sie weisen überwiegend einen hohen Evidenzgrad auf (1A bis 2C). Die Modelle der PR unterscheiden sich durch das Setting (in-patient, out-patient, in-home, community-based), durch die Länge der Intervention (zwei Wochen bis 36 Monate), durch die Art und Häufigkeit der Intervention sowie durch die Länge der nachfolgenden Betreuung. Insgesamt zeigt sich, dass sowohl stationäre als auch ambulante PR-Programme positive Wirkungen bei COPD-Patienten erzielen, vor allem können die körperliche Leistungsfähigkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität gesteigert werden. Die Anzahl der Studien, die sich mit ambulanter Asthmarehabilitation befassen, ist zu gering, um gesicherte Aussagen zu treffen. Die Ergebnisse zur Kosten-Effektivität sind nicht eindeutig.

Diskussion

Die Ziele der PR wie die Vorbeugung und adäquate Behandlung akuter Exazerbationen, die Minimierung von Hospitalisationen sowie die Reduktion der Mortalität werden sowohl in stationären als auch in ambulanten Rehabilitationsprogrammen erreicht. Zur optimalen Häufigkeit der Schulungseinheiten pro Woche sowie zur Dauer und zu Schulungsinhalten pro Stunde gibt es weiteren Forschungsbedarf. Auch zur optimalen Länge der ambulanten Rehabilitationsprogramme liegen noch keine abschließenden Ergebnisse vor. Es fehlen Studien, die den realen Ablauf rehabilitativer Maßnahmen bei COPD-Patienten analysieren. Diese rehabilitativen Maßnahmen setzen sich häufig aus einer langfristigen Abfolge von stationären und ambulanten Maßnahmen zusammen. Sie bestehen beispielsweise in der Teilnahme an Sport- und Selbsthilfegruppen. Die Resultate zu Schulungsprogrammen sind nicht eindeutig. (Selbst-)Selektionseffekte führen zu hohen Drop-out-Raten. Viele Studien haben kleine Stichproben, Confounder und Langzeiteffekte werden selten untersucht, relevante ökonomische Evaluationen sind nicht vorhanden. Die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wird primär durch ein verbessertes Krankheitsmanagement und weniger durch eine Verbesserung der medizinischen Parameter erreicht.

Schlussfolgerung

Die ambulante Rehabilitation kann wie die stationäre Rehabilitation klinisch relevante und signifikante Verbesserungen für die Patienten erbringen. Es besteht jedoch eine deutliche Unterversorgung an ambulanten pneumologischen Rehabilitationsangeboten in Deutschland. Forschungsbedarf gibt es zur Evaluation von Modellen der integrierten Versorgung, zur Dauer, zur Frequenz und zu Inhalten von Trainingsprogrammen, zur psychiatrischen Betreuung und zur Kosten-Effektivität der ambulanten Versorgung.

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Pneumologie

Keyword 2: Lungenkrankheit

Keyword 3: pneumologische Rehabilitation

Weitere: ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, ambulant, ambulant/stationär, Asthma, chronische Lungenerkrankung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Edukation/Schulung, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Erwachsene, Health Technology Assessment (HTA), interdisziplinär, Kontextfaktoren, Kosteneffektivität, Lungenkrankheit, multidisziplinär, personbezogene Faktoren (ICF), Pneumologie, pneumologische Rehabilitation, restriktive Lungenerkrankung, stationär, systematischer Review

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Innere Erkrankungen, Erkrankungen von Stoffwechsel- und/oder Immunsystem
  • Kardiovaskuläre und Atemwegserkrankungen
Sonstige
  • Multimorbidität, Palliativversorgung, Schmerzen, HIV/AIDS

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen
  • Sonstige, z.B. Pflegekräfte, Lehrer:innen, Arbeitgeber:innen, Kommunen

Interventionen

Beratung, Edukation, Schulung
  • Beratung, Schulung, Coaching, (Psycho-)Edukation
  • Energie-/Fatigue-, Selbst-, Stress-, Zeitmanagement u.ä.
Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • (Senso-)Motorisches Training und Therapie, Motorische Rehabilitation
  • Sonstige (z.B. Aktivitätsgruppen, Virtuelle Realität, digitale Angebote)
Sonstige Interventionen
  • Prävention/Gesundheitsförderung, Risiko-Assessment und -kontrolle
  • Psychosoziale Therapien
  • Leistungserbringung (z.B. ambulant vs. stationär, mono- oder multidisziplinär, Case Management, Klientenzentrierung, Betätigungsorientierung, Teletherapie/Telehealth)
  • Andere Therapien (z.B. Aroma-, Licht-, Musiktherapie, Therapie mit Tieren, NLP, profilax)

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt