2021  |  SR/MA  |  EBP-ID: 22517

Können Programme, die Social Media nutzen, den Menschen helfen ihre Gesundheit zu verbessern?

Petkovic J, Duench S, Trawin J et al. Behavioural interventions delivered through interactive social media for health behaviour change, health outcomes, and health equity in the adult population. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021; 5: CD012932. DOI: 10.1002/14651858.CD012932.pub2. doi.org/10.1002/14651858.CD012932.pub2.

Laienverständliche Zusammenfassung (Plain Language Summary, PLS)

Hauptaussagen

Programme, welche soziale Netzwerke (Social Media), wie z. B. Facebook oder Twitter nutzen und darauf abzielen die körperliche Aktivität zu steigern, können Menschen dabei helfen, körperlich aktiver zu werden und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.
Zukünftige Studien sind notwendig, um herauszufinden, ob es unerwünschte Effekte in jeglicher Form gibt, die mit der Teilnahme an interaktiven Social Media Programmen verbunden sind.

Was kann unter Social Media verstanden werden?

Social Media sind computergestützte Technologien, die Menschen helfen, Ideen, Gedanken und Informationen auszutauschen, mittels virtueller Netzwerke und Communities im Internet; Beispiele hierfür sind Facebook, Twitter oder WhatsApp. Social Media Netzwerke sind „interaktiv“: Der Benutzer kommuniziert direkt mit einem Computer oder einem anderen Gerät, um Informationen zu teilen und zu empfangen.

Was wollten wir herausfinden?

Menschen, die Social Media nutzen, können Ideen austauschen und Neuigkeiten bezüglich ihres Verhalten teilen, z. B. aktiver zu werden oder gesünder zu essen. Wir wollten herausfinden, ob Gesundheitsprogramme, die auf interaktive Social Media Ansätze setzen, die Verhaltensweisen der Menschen verändern und ihre Gesundheit verbessern können.

Wie sind wir vorgegangen?

Wir haben nach Studien gesucht, welche Auswirkungen interaktiver Social Media Programme auf die Gesundheit von Menschen untersucht haben. Wir waren daran interessiert, wie sich die Programme auf Menschen auswirken könnten bezüglich:

  • des Gesundheitsverhaltens (z. B. Rauchen, Alkoholkonsum, Stillen, Ernährung, körperliche Aktivität; Aufsuchen und Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen);
  • der Gesundheit (z. B. körperliche Fitness, Lungenfunktion, Anfälle von Asthma);
  • der psychischen Gesundheit (z. B. Messungen hinsichtlich Depression, Stress, Bewältigungsstrategien);
  • des Wohlbefindens; und
  • ob Personen von unerwünschten Effekten im Zusammenhang mit interaktiven Social Media Programmen berichteten.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir schlossen Evidenz ein, die bis zum 1. Juni 2020 veröffentlicht wurde.

Was haben wir herausgefunden?

Wir fanden 88 Studien, welche 871.378 Personen im Alter von 18 Jahren und älter eingeschlossen hatten. Die meisten Studien (49) wurden in den USA durchgeführt; alle Studien fanden entweder in Ländern mit hohem oder mit gehobenem mittlerem Einkommensniveau statt. Facebook war die am häufigsten genutzte Social Media Plattform; weitere waren WeChat, Twitter, WhatsApp und Google Hangouts.
In den meisten Studien wurden die Wirkung interaktiver Social Media Programme mit nicht-interaktiven Programmen verglichen, einschließlich papierbasierter Programme oder solchen mit persönlicher Präsenz, oder keinem Programm. Zehn Studien verglichen zwei Social Media Programme miteinander; für diese Studien wurde das interaktivere der beiden Programme der Kategorie „interaktives Social Media Programm“ zugeordnet.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Im Vergleich zu nicht-interaktiven Programmen, können Social Media Programme:

  • einige Gesundheitsverhaltensweisen verbessern, wie z. B. die Anzahl der täglich zurückgelegten Schritte oder die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen steigern. Allerdings zeigen sie eine geringe bis gar keine Wirkung auf andere Gesundheitsverhaltensweisen, wie z. B. eine verbesserte Ernährung oder die Reduzierung des Tabakkonsums (Evidenz auf Basis von 54 Studien mit 20139 Personen).
  • kleine gesundheitliche Verbesserungen bewirken, wie z. B. eine leichte Steigerung bei der Gewichtsabnahme und eine leichte Reduzierung des Ruhepuls (Evidenz auf Basis von 30 Studien mit 4521 Personen).
  • das Wohlbefinden der Menschen verbessern (Evidenz auf Basis von 16 Studien mit 3792 Personen).
  • geringe bis gar keine Wirkung auf die psychische Gesundheit, wie z. B. Depressionen, haben (Evidenz auf Basis von 12 Studien mit 2070 Personen).

In keiner Studie wurde bezüglich unerwünschter Effekte im Zusammenhang mit der Nutzung von Social Media berichtet.

Was sind die Limitationen bezüglich der Evidenz?

Insgesamt ist unser Vertrauen in die vorhandene Evidenz niedrig. Viele Studien berichteten nicht eindeutig, wie sie durchgeführt wurden. In den meisten Studien wussten die Teilnehmenden, ob sie an einem interaktiven Programm teilnahmen. Dies könnte die Ergebnisse der Studie beeinflusst haben. Einige der Studien berichteten nicht all ihre Ergebnisse und die Ergebnisse mancher Studien variierten stark. Weitere Forschung zu diesem Thema wird wahrscheinlich unser Vertrauen in die Evidenz erhöhen.

Übersetzung

T. Heise, A. Borchard, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD012932/PUBHLTH_konnen-programme-die-social-media-nutzen-den-menschen-helfen-ihre-gesundheit-zu-verbessern (28.07.2021)

Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD012932/PUBHLTH_konnen-programme-die-social-media-nutzen-den-menschen-helfen-ihre-gesundheit-zu-verbessern

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Gesundheitsförderung und Prävention

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Weitere: Cochrane Systematic Review, Gesundheitsförderung und Prävention, Metaanalyse, systematischer Review, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)

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