2024  |  SR/MA  |  EBP-ID: 22612

Frühförderung für Frühchen nach Entlassung aus dem Krankenhaus zur Prävention motorischer und kognitiver Schädigungen

Orton J, Doyle LW, Tripathi T et al. Early developmental intervention programmes provided post hospital discharge to prevent motor and cognitive impairment in preterm infants. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024; Issue 2. Art. No.: CD005495. doi.org/10.1002/14651858.CD005495.pub5.

Laienverständliche Zusammenfassung (Plain Language Summary, PLS)

Verbessern Frühförderprogramme die körperliche und geistige Entwicklung von zu früh geborenen Babys?

Kernaussagen

Frühförderprogramme für Frühgeborene verbessern möglicherweise die geistige und körperliche Entwicklung im Säuglingsalter (null bis drei Jahre) und verbessern die geistige Entwicklung im Vorschulalter (drei bis fünf Jahre).

Für die Auswirkungen auf die geistige und körperliche Entwicklung im Schulalter (fünf bis unter 18 Jahre) fehlt qualitativ hochwertige Evidenz.

Künftige Forschungen in diesem Bereich sollten darauf abzielen, ob Interventionen im ersten Lebensjahr langfristig positive Auswirkungen haben, wenn die Kinder heranwachsen.

Warum brauchen zu früh geborene Babys Interventionen?

Bei Babys, die zu früh geboren werden (vor der 37. Schwangerschaftswoche), besteht ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen. Dazu zählen sowohl Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung, die sich auf Denk‐ und Lernfähigkeiten auswirken, als auch in der motorischen Entwicklung, die Fertigkeiten wie Sitzen, Gehen und die Nutzung der Hände betrifft.

Was sind Frühförderprogramme?

Frühfördermaßnahmen zielen darauf ab, geistige und körperliche Entwicklungsprobleme bei zu früh geborenen Babys zu verringern. Sie umfassen gezielte Unterstützungsangebote und Förderaktivitäten, die darauf abzielen, die Entwicklung dieser Kinder zu unterstützen und zu verbessern. Interventionen können sich auf das Baby, die Eltern‐Kind‐Beziehung oder eine Kombination aus beidem konzentrieren und können verschiedene Formen der physischen und psychologischen Therapie sowie Bildungsaktivitäten umfassen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob frühzeitig eingeleitete Fördermaßnahmen bei Frühgeborenen langfristig die geistigen und körperlichen Fähigkeiten im Verlauf der gesamten Kindheit steigern können.

Wir wollten auch herausfinden, ob verschiedene Arten von Maßnahmen besser sind als andere. Zum Beispiel:

  • wann die Maßnahme begann (im Krankenhaus oder zu Hause);
  • worauf sich die Maßnahme konzentrierte: auf die Eltern, das Baby, die Eltern‐Kind‐Beziehung oder eine Kombination davon;
  • ob das Vorliegen einer Hirnverletzung die Wirkungen der Frühförderung beeinflusst;
  • ob das Alter und das Gewicht des Babys bei der Geburt die Wirkungen der Frühförderung beeinflussen.

Wie gingen wir vor?

Dieser Review ist eine Aktualisierung einer früheren Version aus dem Jahr 2015.

Wir suchten nach Studien, in denen zu früh geborene Babys (jünger als 37 Wochen) nach dem Zufallsprinzip entweder einer Behandlungsgruppe zugeteilt wurden, die eine frühzeitige Entwicklungsförderung erhielt, oder einer Kontrollgruppe, welche die normale medizinische Nachsorge für Frühgeborene erhielt. In einigen Fällen wurden zusätzliche Informationen zur Betreuung von Frühgeborenen bereitgestellt. Die Intervention konnte bereits während des Krankenhausaufenthalts des Babys beginnen, musste aber auch zu Hause fortgesetzt werden. In der Studie musste die geistige oder körperliche Entwicklung der Babys oder beides nach der Intervention bewertet werden. Die Zeitpunkte dieser Bewertungen wurden in drei Alterskategorien unterteilt: Säuglingsphase (von Geburt bis zu drei Jahren), Vorschulzeit (drei bis fünf Jahre) und Schulzeit (fünf bis unter 18 Jahre).

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie der Studienmethodik, der Anzahl der Säuglinge in jeder Studie und der Anzahl der Untersuchungen nach der Intervention.

Was fanden wir?

Wir stellten fest, dass die Studien in Bezug auf die Dauer der Intervention, das Alter der Babys in der Studie, die Dauer der Nachbeobachtung und die Schwerpunkte der Intervention sehr unterschiedlich waren.

In diesem Review wurden 44 Studien mit 5051 zu früh geborenen Babys berücksichtigt. Für diese Aktualisierung haben wir 19 neue Studien hinzugefügt und festgestellt, dass drei der bereits berücksichtigten Studien aktualisierte Daten vorweisen.

Die meisten Interventionen waren sowohl auf das Baby als auch auf die Eltern‐Kind‐Beziehung ausgerichtet.

Wir fanden, dass Frühförderprogramme die geistige Entwicklung im Vorschulalter verbessern, während sie wahrscheinlich keine Verbesserung motorischer Fähigkeiten im Vorschulalter bewirken. Möglicherweise verbessern Frühförderprogramme die geistige und körperliche Entwicklung im Kleinkindalter. Für die geistige und körperliche Entwicklung im Schulalter ist kein Nutzen nachweisbar.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Studien waren sehr unterschiedlich, vor allem bei der Länge und der Menge der Maßnahmen, die die Kinder erhalten haben. Es wurden auch eine Reihe unterschiedlicher Messinstrumente eingesetzt, um die Entwicklungsfortschritte in jeder Altersgruppe zu erfassen, vor allem im Bereich der körperlichen Entwicklung. Die Ergebnisse zu Kindern im Schulalter sind nicht zuverlässig, weil es nur wenige Daten zu diesem Nachbeobachtungszeitraum gibt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung unserer vorherigen Version aus dem Jahr 2015. Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2023.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.

Dieser Cochrane Review gibt den Stand der Evidenz zum Zeitpunkt der Recherche wieder. Der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse kann sich in der Zwischenzeit verändert haben. Evtl. ist auch schon eine aktualisierte Fassung des Reviews mit anderen Schlussfolgerungen erschienen, zu der jedoch noch keine Zusammenfassung durch den DVE oder eine deutschsprachige PLS-Übersetzung vorliegt. Dies können Sie überprüfen, indem Sie dem Quellen-Link folgen (Zugriff am 14.03.2024).

Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD005495/NEONATAL_verbessern-fruhforderprogramme-die-korperliche-und-geistige-entwicklung-von-zu-fruh-geborenen-babys

DVE-Mitgliedern steht nach dem Login eine genauere Zusammenfassung des gesamten Cochrane-Reviews zur Verfügung.

Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Kinder

Keyword 2: Frühgeborene/Kurze Schwangerschaftsdauer/niedriges Geburtsgewicht

Keyword 3: Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)

Weitere: Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ambulant, ambulant/stationär, Angehörigenanleitung, Angehörigenarbeit, Angehörigenberatung, Angehörigenberatung und -training, Angehörigentraining, Babies, Cochrane Systematic Review, Edukation/Schulung, Elternberatung/Elternarbeit, Eltern-Kind, Eltern-Kind-Beziehung, Eltern-Kind-Interaktion, Ergotherapie, Feinmotorik, Förderung der kognitiven Entwicklung, Förderung der motorischen Entwicklung, Frühförderung, Frühgeborene/Kurze Schwangerschaftsdauer/niedriges Geburtsgewicht, Gesundheitsförderung und Prävention, Grobmotorik, interdisziplinär, Interdisziplinäre Frühförderung, Kinder, Kindergartenalter / Kindergartenkinder, Kinder und Jugendliche, Kleinkinder, Kognition, Kontextfaktoren, Körperfunktionen und -strukturen (ICF), Metaanalyse, Motorik, motorische Einschränkungen/Schädigungen, multidisziplinär, personbezogene Faktoren (ICF), Prävention, Präventionskonzept/-programm, Schulalter / Schulkinder, Sekundärprävention, Standardversorgung, stationär, Stimulation, systematischer Review, Wachstum und Entwicklung, webbasierte Interventionen, Website, Zerebralparese, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Sonstige
  • Frühgeborene, Neugeborene mit (potenziellen) Schädigungen

Altersgruppe(n)

  • Kinder und Jugendliche

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen

Interventionen

Beratung, Edukation, Schulung
  • Beratung, Schulung, Coaching, (Psycho-)Edukation
Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • (Senso-)Motorisches Training und Therapie, Motorische Rehabilitation
  • Entwicklungsbezogene Ansätze (z.B. Frostig, Montessori, Psychomotorik)
  • Sonstige (z.B. Aktivitätsgruppen, Virtuelle Realität, digitale Angebote)

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt