Die folgende nutzerfreundliche Studienzusammenfassung von Tabea Tarrach ist unter dem Titel „Ergotherapeutische Perspektive zur evidenzbasierten, klientenzentrierten AT-Intervention“ in der Zeitschrift ergoscience (ergoscience 2025; 20(1): 36–37) veröffentlicht und wurde dem DVE freundlicherweise vom Schulz-Kirchner Verlag für die EBP-Datenbank zur Verfügung gestellt. Zum Einstellen in die Datenbank musste der DVE redaktionelle Änderungen vornehmen. Die Original-Studienzusammenfassung, wie sie in der ergoscience erschienen ist, können Sie über https://www.skvshop.de/de/ beziehen.
Assistive Technologien (AT) spielen eine zentrale Rolle in der Ergotherapie, da sie Menschen mit Behinderungen in ihrer Alltagsgestaltung unterstützen. Studien von Brandt et al. (2014, 2015, 2020), Larsson Ranada und Lidström (2019) sowie Socialstyrelsen (2015) unterstreichen, dass klientenzentrierte und evidenzbasierte Ansätze die Zufriedenheit der Klient:innen sowie die Therapieergebnisse erheblich verbessern. Dennoch mangelt es in der Praxis oft an der systematischen Umsetzung dieser Ansätze. Ein Hauptproblem ist das Fehlen von Evidenz in Form von klaren Modellen und Werkzeugen, die eine einheitliche und effektive Versorgung gewährleisten. Diese Herausforderungen werden z. B. durch kleine Stichprobengrößen und spezifische Kontexte in der vorhandenen Forschung verstärkt. Die daraus resultierenden Lücken erschweren es, die Bedürfnisse von Klient:innen gezielt zu erfassen und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Zeitliche und organisatorische Herausforderungen verstärken diese Problematik. Die Entwicklung und Anwendung evidenzbasierter Methoden sind daher von entscheidender Bedeutung, um die Ergotherapie nachhaltig zu optimieren.
Die aktuelle Studie ist Teil eines größeren Projekts, in dem ein evidenzbasierter und klientenzentrierter Dienstleistungsprozess für AT entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit zwei dänischen Gemeinden erprobt wurde. Dabei kamen strukturierte Modelle und Instrumente zum Einsatz, um eine einheitliche und anwendungsfreundliche Hilfsmittelversorgung sicherzustellen.
Die vorliegende Studie untersucht die Wirksamkeit, Anwendbarkeit und Akzeptanz einer neu entwickelten, evidenzbasierten und klientenzentrierten AT-Intervention. Diese wurde über einen Zeitraum von zehn Monaten in zwei dänischen Kommunen erprobt und als strukturierter Versorgungsprozess in drei Phasen – Evaluation und Zielformulierung, Intervention sowie Re-Evaluation – gestaltet. Im Anschluss wurden die Perspektiven der Ergotherapeut:innen auf diesen Versorgungsprozess erfasst und analysiert. Damit folgt die Intervention der Auffassung, dass dieser Prozess eine gezielte Intervention darstellt, die Menschen mit Behinderung unmittelbar bei der Auswahl, Anschaffung und Anwendung von AT unterstützt (Cook et al., 2020). Die Entwicklung dieser AT-Intervention basierte auf dem Ansatz der evidenzbasierten Praxis, der die Integration von bestmöglicher wissenschaftlicher Evidenz, klinischer Erfahrung und dem Wissen sowie den Erfahrungen der Klient:innen umfasst (Harvey & Kitson, 2015). Die Intervention stützt sich auf systematische Reviews im Bereich der Hilfsmittelversorgung (Brandt et al., 2014, 2015; Larsson Ranada & Lidström, 2019; Socialstyrelsen, 2015) sowie auf Erkenntnisse aus einer systematischen Übersichtsarbeit und einer qualitativen Längsschnittstudie (Larsen et al., 2018, 2019, 2020), welche die Perspektive der Klient:innen beleuchten. Zum anderen wurde die klinische Erfahrung einbezogen, indem Praktiker:innen, Lehrende, Expert:innen und Forschende gemeinsam an der Entwicklung arbeiteten.
Es ist anzumerken, dass die evidenzbasierte Praxis oft dahingehend kritisiert wird, sie fokussiere sich auf experimentelle Belege und vernachlässige individuelle Kontexte (Greenhalgh et al., 2014; Rycroft-Malone et al., 2004). Diese Studie betont daher ein Verständnis, das informierte, gemeinsame Entscheidungen fördert (Greenhalgh et al., 2014) und Interventionen an kommunale Strukturen sowie individuelle Lebenssituationen anpasst.
Theoretische Grundlage der entwickelten AT-Intervention war das Occupational Therapy Intervention Process Model (OTIPM, Fisher, 2009). Es diente als Grundlage für die Betätigungsanalyse und die Förderung der Klientenzentrierung. Um die enge Zusammenarbeit zwischen Ergotherapeut:innen und Klient:innen von Beginn an zu fazilitieren, kamen klientenzentrierte Instrumente wie das Individually Prioritised Problem Assessment (IPPA) und eine nicht-standardisierte Leistungsanalyse zum Einsatz. So sollte sichergestellt werden, dass passende AT auf Basis konkreter, individuell priorisierter Alltagsprobleme ausgewählt, erprobt und angepasst werden. Auf diese Weise fördert die Intervention die aktive Einbeziehung der Klient:innen sowie eine effiziente AT-Versorgung, da frühzeitig alle relevanten Aspekte berücksichtigt und kontinuierlich evaluiert werden.
Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: Behinderung
Keyword 2: assistive Technologien (AT)
Keyword 3: klientenzentrierte AT-Intervention
Weitere: ältere/alte/(hoch-)betagte Erwachsene, ambulante Ergotherapie, ambulante Therapie, assistive Technologien (AT), Bedarfserhebung, Behinderung, Betätigungsanalyse, Eingebundensein / Engagement, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Erwachsene, Fokusgruppen, gemeindenahe Ergotherapie, Hilfsmittel, Hilfsmittelanpassung, Hilfsmittelberatung, Hilfsmitteltraining, Hilfsmittelversorgung, Individually Prioritised Problem Assessment (IPPA), Kinder, klientenzentriert, Kontextfaktoren, Motivation, Occupational Therapy Intervention Process Model (OTIPM), Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) / Shared Decision Making (SDM), personbezogene Faktoren (ICF), Selbstwirksamkeit, Teilhabe an Alltagsaktivitäten, Umweltanpassung, Umweltfaktoren