Das Nachsorge-Konzept „neues Credo“ wurde in einer kontrollierten Längsschnittstudie erprobt und evaluiert. Die Rehabilitanden der Interventionsgruppe konnten Reha-Inhalte und Reha-Ziele im Jahr nach der stationären Reha-Maßnahme signifikant besser im Alltag umsetzen und für diese Gruppe waren signifikant bessere Langzeiteffekte nachweisbar; jedoch profitierten nicht alle Rehabilitanden der Interventionsgruppe. Der Fokus der vorliegenden Analyse gilt dieser speziellen Subgruppe: Wodurch unterscheiden sich Rehabilitanden, die nicht vom „neuen Credo“ profitieren im Vergleich zu den Rehabilitanden, die daraus einen Nutzen ziehen?
Die Daten einer kontrollierten Originalstudie, deren Ergebnisse und Inhalte an anderer Stelle beschrieben sind, wurden zu einer Sekundäranalyse herangezogen. 3 Interventionskliniken setzten das neue Credo in ihren Kliniken um. Als primäre Zielgrößen wurden Einschränkungen der Teilhabe (IMET) sowie Funktionsbehinderungen im Alltag (FFbH-R) definiert. Die Interventionskliniken rekrutierten zusammen 166 Rehabilitanden, diese bilden die Basisstichprobe für die vorliegenden Analysen. 163 Fälle konnten quantitativ, 7 Interviews mit Rehabilitanden aus der Gruppe der Erfolglosen zusätzlich qualitativ analysiert werden.
102 (63 %) Rehabilitanden verbesserten ihre Werte im FFbH oder im IMET um wenigstens 0,3 Effektstärken (Gruppe der Erfolgreichen). Unter den 61 Rehabilitanden, die dies nicht erreichten, waren 17 (10 %) Rehabilitanden mit so positiven Ausgangslagenwerten, dass sie die festgesetzte minimale Verbesserung nicht erreichen konnten (Gruppe der „gering Belasteten“). Sie wurden von den weiteren Analysen ausgeschlossen. Die übrigen 44 (27 %) Rehabilitanden bildeten die Gruppe der Erfolglosen. Auch die Erfolglosen erreichten am Reha-Ende Verbesserungen in den erfassten Gesundheitsparametern von mittlerer bis großer Effektstärke. Ein Jahr später fallen ihre Werte jedoch in allen Parametern wieder auf das Beeinträchtigungsniveau vor der Reha zurück, während die Erfolgreichen die unmittelbar nach der Reha erzielten Effekte weitgehend stabil über den Katamnesezeitraum aufrecht erhalten können. Die beiden Gruppen bewerteten die nachsorgenden Interventionselemente in mehreren Aspekten unterschiedlich und die Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha bewertet die Gruppe der Erfolglosen insgesamt schlechter. Die Anzahl wahrgenommener Nachsorgeelemente erweist sich in der multivariaten Auswertung als stärkster Prognosefaktor für Misserfolg, die Klinikeinrichtung ist der einzig weitere unabhängige Prädiktor. In den Interviews berichten Erfolglose von individuellen Barrieren für die Umsetzung körperlicher Aktivitäten im Alltag.
Rehabilitanden, die nicht vom neuen Reha- und Nachsorgekonzept profitierten, unterschieden sich weder in soziodemografischen noch in krankheitsspezifischen Merkmalen von den Erfolgreichen. Unterschiede in der Umsetzung der neuen Reha-Philosophie und ihrer einzelnen Bausteine in den Reha-Kliniken sind hingegen signifikant mit dem Eintreten von Erfolg oder Misserfolg assoziiert. Insgesamt legen die Ergebnisse unserer Studie eine flexibilisierte Ausgestaltung des Reha- und Nachsorgeangebots – dem jeweiligen individuellen Bedarf angepasst – nahe.
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