2019  |  RCT/CCT  |  EBP-ID: 22450

Zielorientierte kognitive Rehabilitation für Alzheimer und ähnliche Demenzerkrankungen im Frühstadium: die GREAT-RCT

Clare L, Kudlicka A, Oyebode JR et al. Goal-oriented cognitive rehabilitation for early-stage Alzheimer’s and related dementias: the GREAT RCT. Health Technology Assessment (Winchester, England) 2019; 23(10): doi: 10.3310/hta23100. doi.org/10.3310/hta23100.

Ziele der Arbeit

Ziel der GREAT-Studie war die Beantwortung der Frage, ob kognitive Rehabilitation (CR [„cognitive rehabilitation“]) zusätzlich zur Standardversorgung im Vergleich zur Standardversorgung alleine für Menschen mit leicht bis mäßig ausgeprägter Alzheimer-Krankheit (AD) oder vaskulärer Demenz (VD) oder einer Demenz-Mischform und für deren betreuende/pflegende Angehörige eine klinisch wirksame und kosteneffektive Intervention ist.
GREAT ist die Abkürzung für „Goal-oriented cognitive Rehabilitation in Early-stage Alzheimer´s and related dementias: multicentre single-blind randomised controlled Trial”. Unter CR verstehen die Autor:innen eine individualisierte, personenzentrierte Intervention, die sich mit den Auswirkungen kognitiver Schädigungen auf die Funktionsfähigkeit im Alltag beschäftigt.

Spezifische Ziele

  1. Vergleich der Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen (engl: effectiveness) einer zielorientierten CR mit der der Standardversorgung (engl.: treatment as usual; TAU) in Bezug auf folgende Endpunkte:
    a. Verbesserung der funktionalen Performanz in Bereichen, die den Menschen mit Demenz (MmD) im Frühstadium Sorgen bereiten (Selbsteinschätzung der MmD und Bewertung ihrer Angehörigen),
    b. Verbesserung der Lebensqualität, Selbstwirksamkeit, Stimmung und Kognition der MmD und
    c. Reduktion des Stressniveaus sowie Verbesserung der Lebensqualität der Angehörigen.
  2. Schätzung der inkrementellen Kosteneffektivität der CR im Vergleich mit der Standardbehandlung.
  3. Untersuchung, wie die zielorientierte CR am effektivsten ins Angebot der Routineversorgung des NHS (National Health Service) integriert werden könnte, Entwicklung eines pragmatischen Ansatzes als Angebot im Rahmen der Standardversorgung des NHS und Entwicklung von Materialen zur Unterstützung der Implementierung dieses Ansatzes innerhalb des NHS nach Abschluss der Studie.

Forschungsfrage/Endpunkte/Hypothesen

Hypothesen

  1. Die personalisierte CR-Intervention verbessert die Funktionsfähigkeit in den Bereichen, an denen in der Therapie direkt gearbeitet wird. Dies spiegelt sich in der Selbsteinschätzung der Teilnehmenden (TN) und in der Bewertung durch die Angehörigen wider.
  2. Die Intervention könnte sich auf die subjektiv wahrgenommene Selbstwirksamkeit auswirken, ein möglicher psychologischer Mechanismus des Aktivseins/-werdens.
  3. Die Angehörigen könnten sich nach Abschluss der Intervention evtl. weniger gestresst fühlen, da sie neue Wege entdeckt haben, die MmD zu unterstützen und ihnen Aktivitäten zu ermöglichen.

Primärer Endpunkt

Erreichung der von den TN selbst gesetzten Ziele nach 3 Monaten aus Sicht der TN. Die Zielerreichung wurde auch nach 9 Monaten nochmals gemessen. Zu beiden Zeitpunkten wurde auch die Zielerreichung aus Sicht der Angehörigen erfasst.
Die Therapeut:innen dokumentierten für alle Ziele, in denen in der Therapie gearbeitet wurde, den prozentualen Anteil der Zielerreichung. Außerdem notierten sie Details zu jeder Therapieeinheit und nahmen an einer Fokusgruppendiskussion zur Frage teil, welche Faktoren die Ergebnisse beeinflussen.

Sekundäre Endpunkte (TN)

  • Lebensqualität (DEMentia Quality Of Life questionnaire [DEMQOL])
  • Stimmung (Depression und Angst, gemessen mittels Hospital Anxiety and Depression Scale [HADS])
  • Selbstwirksamkeit (Generalized Self-Efficacy Scale [GSES])
  • Kognition (Geschichte erinnern aus dem Rivermead Behavioural Memory Test [RBMT], „Elevator Counting“ aus dem Test of Everyday Attention [TEA], “Letter Fluency” aus dem Delis-Kaplan Executive Function System)
  • Inanspruchnahme von Leistungen (Client Services Receipt Inventory)

Sekundäre Endpunkte (Angehörige)

  • Stress (Relatives´ Stress Scale)
  • Gesundheitsstatus (EuroQol-5 Dimensions [EQ-5D])
  • Lebensqualität (World Health Organization´s Quality of Life Instrument – brief version [WHOQOL-BREF]).

Ein Teil der TN und Angehörigen wurden in Interviews nach ihren Erfahrungen mit der Intervention befragt (alle TN und Angehörigen von 3 Zentren, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Intervention abschlossen).

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Demenz

Keyword 2: Demenz

Keyword 3: kognitive Rehabilitation

Weitere: Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Angehörigenanleitung, Angehörigenarbeit, Angehörigenberatung, Angehörigenberatung und -training, Angehörigentraining, Angst, Angst und Depression, Arteriosklerotische Demenz, Demenz, Demenz bei Alzheimer-Krankheit, Depression, depressive Episode/Depression, depressive Symptomatik, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Gesundheit, Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), Inanspruchnahme von Leistungen, interdisziplinär, Kognition, kognitive Rehabilitation, Lebensqualität, manualisierte Intervention, Mini Mental State Examination (MMSE) / Mini Mental Status Test (MMST), multidisziplinär, Multiinfarkt-Demenz, Patient:innenzufriedenheit, Selbstwirksamkeit, Standardversorgung, Stimmung, Stress, Subkortikale vaskuläre Demenz, Vaskuläre Demenz

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Neurologische Erkrankungen
  • Demenz, MCI (Mild Cognitive Impairment), Amnesie

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen
  • Angehörige

Interventionen

Umweltanpassung, Kompensation, Adaptation
  • Hilfsmittelanpassung, -versorgung, -beratung, -training (inkl. Schienen, Orthesen)
  • Umweltanpassung (z.B. von Wohnraum, Schule, Arbeitsplatz, Universal Design)
Beratung, Edukation, Schulung
  • Beratung, Schulung, Coaching, (Psycho-)Edukation
  • Energie-/Fatigue-, Selbst-, Stress-, Zeitmanagement u.ä.
  • Verhaltenstherapeutische/-bezogene Interventionen
Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • Training persönlicher ADL (z.B. Anziehtraining, Lagerung und Transfer, LiN)
  • Training instrumenteller ADL (z.B. Haushalts-, Schreibtraining, AOT)
  • Training im Bereich Spiel, Freizeit, Erholung (z.B. Entspannung, Feldenkrais)
  • Training prozessbezogener Fertigkeiten (z.B. Kognitives Training, HoDT)
Sonstige Interventionen
  • Familientherapie

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt