Wie äußern sich Demenz und leichte kognitiven Beeinträchtigungen?
Demenz ist ein Zustand, bei dem Probleme mit der Kognition (Gedächtnis und Denkvermögen) auftreten. Jemand mit Demenz ist nicht länger in der Lage, seine alltäglichen Aktivitäten selbstständig zu bewältigen. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI) ist weniger schwerwiegend und hat keine bedeutsamen Auswirkungen auf die alltäglichen Aktivitäten. Einige Personen mit MCI entwickeln im weiteren Verlauf eine Demenz.
Psychologische Behandlungsmaßnahmen, manchmal besser bekannt als “Gesprächstherapien“, basieren auf psychologischen Theorien. Bei solchen Behandlungsmaßnahmen ist ein Therapeut beteiligt, der mit Einzelpersonen oder mit kleinen Gruppen Fähigkeiten und Strategien erarbeitet, die das persönliche Wohlbefinden verbessern sollen. Diese Behandlungsmaßnahmen können auf Menschen angepasst werden, bei denen nur leichte kognitive Beeinträchtigungen vorliegen.
Depression und Angstzustände kommen bei Menschen mit Demenz und MCI häufig vor. Die beste Art der Behandlung ist jedoch unklar. Medikamente, die häufig eingesetzt werden, um solche Probleme zu behandeln, sind möglicherweise nicht wirksam bei Menschen mit Demenz und verursachen möglicherweise Nebenwirkungen. Daher empfehlen viele Leitlinien, es zuerst mit psychologischen Behandlungsmaßnahmen zu versuchen. Die Autoren waren an psychologischen Therapien interessiert, die darauf abzielen, die Symptome von Angstzuständen oder Depression zu reduzieren oder das emotionale Wohlbefinden von Menschen mit Demenz oder MCI zu verbessern. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Formen von psychologischen Behandlungsmaßnahmen. Die Autoren wollten herausfinden, wie wirksam jede Maßnahme in Bezug auf die Symptome von Angstzuständen oder Depression bei Menschen mit Demenz oder leichten kognitiven Beeinträchtigungen ist. Sie wollten auch etwas über die Auswirkungen auf die Lebensqualität, die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten zu bewältigen und das Denkvermögen herausfinden und wissen, ob die Behandlungsmaßnahmen unerwünschte Auswirkungen haben.
Die Autoren suchten nach Studien, die psychologische Behandlungsmaßnahmen mit einer Standardversorgung verglichen oder mit Standardversorgung und zusätzlich einer Maßnahme, die keine spezifische psychologische Behandlungsmaßnahme war.
Sie unterteilten die psychologischen Behandlungsmaßnahmen grob in verschiedene Kategorien, basierend auf den dahinterstehenden psychologischen Theorien und dem Inhalt der Behandlungseinheiten. Jede Kategorie wurde einzeln betrachtet. Sie fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden oder Studiengrößen.
Die Autoren fanden 29 Studien, die 2599 Menschen mit Demenz oder MCI einschlossen. Die stärkste Evidenz fanden sie zu Behandlungsmaßnahmen, die auf der kognitiven Verhaltenstherapie (bei der es darum geht, bestimmte Denk- und Verhaltensweisen zu ändern) basieren und zu Maßnahmen, die darauf abzielen, das Wohlbefinden zu unterstützen. Diese Therapien bezeichneten die Autoren als beratende oder unterstützende Therapien. Sie fanden auch eine sehr geringe Anzahl an Studien zu achtsamkeitsbasierter kognitiver Therapie und zu interpersoneller Therapie. Die Mehrheit der Studien betrachtete die Auswirkungen bei einer Depression. Nur sehr wenige Studien berücksichtigten Angstzustände bei den Ergebnissen.
Die Evidenz, die die Autoren fanden deutet darauf hin, dass:
Informationen zu unerwünschten Auswirkungen im Zusammenhang mit einer der Behandlungsmaßnahmen waren nur begrenzt verfügbar.
Die Autoren fanden außerdem 14 laufende Studien, und nehmen darum an, dass in den kommenden Jahren mehr Evidenz zu ihrer Fragestellung verfügbar sein wird.
Die Autoren sind sich einigermaßen sicher, dass Behandlungsmaßnahmen, die auf kognitiver Verhaltenstherapie basieren, geringe positive Auswirkungen auf Depression, Lebensqualität und alltägliche Aktivitäten haben. Sie sind aber weniger sicher bezüglich der Auswirkungen auf die anderen Ergebnisse. Die meisten Studienteilnehmenden hatten eine milde bis moderat ausgeprägte Demenz, so dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf Menschen mit MCI oder schwerer Demenz übertragbar sind. Nur sehr wenige Studien schlossen ausschließlich Menschen mit bereits bestehenden erheblich ausgeprägten Symptomen einer Depression ein, auch wenn diesem Personenkreis in der Praxis am ehesten eine psychologische Behandlungsmaßnahme angeboten werden würde. Es gibt immer noch zu wenig Evidenz, um sicher sagen zu können, welche Menschen am meisten von welcher psychologischen Behandlungsmaßnahme profitieren würden.
Dieser Review ist auf dem Stand von Februar 2021.
B. Hucke, C. Meiling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD009125/DEMENTIA_psychologische-behandlungsmassnahmen-bei-depression-und-angstzustanden-im-zusammenhang-mit-demenz (29.08.2022)
Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: Demenz
Keyword 2: Angst und Depression
Keyword 3: psychosoziale Interventionen
Weitere: Achtsamkeit, achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT), Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT/AKT), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Altersheim / Pflegeheim / Pflegeeinrichtung, ambulant, ambulante Therapie, andere Intervention, Angst, Angst und Depression, Belastung der pflegenden Angehörigen, Cochrane Systematic Review, Demenz, depressive Symptomatik, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Erwachsene, interdisziplinär, Kognition, kognitive Verhaltenstherapie, Krankenhaus, Langzeitpflege, Lebensqualität, Metaanalyse, Mild Cognitive Impairment (MCI), multidisziplinär, Problemlösungstherapie, psychosoziale Unterstützung, Reduktion von Symptomen, Standardversorgung, stationär, Stress- und Angstreduktion, Symptombelastung, systematischer Review, Umwelt- und verhaltensbezogene Interventionen, Verhalten, Verhaltensaktivierung, verhaltensbezogene Interventionen, Verhaltensmangement, Verhaltenstherapie, Wartelisten-Kontrollgruppe, zuhause, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)