Kognitive Rehabilitation hilft Menschen mit Demenz bei der Bewältigung alltäglicher Aktivitäten, die für sie wichtig sind.
In künftigen Studien könnte untersucht werden, wie kognitive Rehabilitation auch zur Verbesserung der allgemeinen Funktionsfähigkeit und des Wohlbefindens beitragen kann.
Als „Demenz“ bezeichnet man eine Gruppe von Symptomen, die durch Veränderungen im Gehirn verursacht werden und sich mit der Zeit verschlimmern. Bei einigen Arten von Demenz haben Menschen Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis, der Planung, der Konzentration und der Kommunikation. Diese und andere Störungen des Denkens werden unter dem Oberbegriff „kognitive Beeinträchtigung“ zusammengefasst. Kognitive Beeinträchtigungen erschweren es, alltägliche Aktivitäten durchzuführen und so lange wie möglich unabhängig zu bleiben.
Kognitive Rehabilitation ist eine personalisierte Maßnahme. Die betroffenen Menschen mit Demenz haben Einzelsitzungen mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin, in der Regel bei sich zu Hause. Dabei werden alltägliche Aktivitäten und Aufgaben identifiziert, die die Betroffenen besser oder unabhängiger erledigen möchten. Der Therapeut bzw. die Therapeutin schlägt Strategien vor und arbeitet mit ihnen gemeinsam daran, diese Verbesserungen bei den für sie wichtigen Aktivitäten zu erreichen. Häufig werden auch Familienangehörige beteiligt.
Wir untersuchten, ob kognitive Rehabilitation besser war als die übliche Behandlung in Bezug auf: die Durchführung einer selbst gewählten Aufgabe oder Aktivität, die der Person wichtig ist; die Bewältigung alltäglicher Aktivitäten; das Gefühl, Dinge bewältigen zu können; das Gefühl, depressiv oder ängstlich zu sein; das Gefühl des Wohlbefindens.
Wir untersuchten auch, ob die kognitive Rehabilitation besser geeignet ist, das Wohlbefinden des pflegenden Angehörigen – in der Regel ein Ehepartner oder ein anderes nahes Familienmitglied – zu gewährleisten.
Wir suchten nach Studien, in denen die Auswirkungen von kognitiver Rehabilitation für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz mit wissenschaftlich anerkannten Methoden untersucht wurden. In diesen Studien erhielten einige Teilnehmende ihre übliche Behandlung und andere ihre übliche Behandlung plus kognitive Rehabilitation. So konnte festgestellt werden, ob kognitive Rehabilitation hilfreicher war als die übliche Behandlung allein. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien und fassten sie zusammen. Wir bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf Grundlage der verwendeten Studienmethoden und der Anzahl der Teilnehmenden.
Wir fanden sechs Studien. An den Studien nahmen insgesamt 1702 Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz teil, die zwischen 8 und 14 Sitzungen mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin für kognitive Rehabilitation absolvierten. Die häufigste Demenzdiagnose war die Alzheimer-Krankheit (59 % aller Teilnehmenden). Insgesamt wurde von 82 % der Teilnehmenden eine spezifische Demenz-Diagnose angegeben.
Das wichtigste Ergebnis ist, dass Menschen mit Demenz, die an einer kognitiven Rehabilitation teilgenommen haben, im Vergleich zu Menschen, die nur ihre übliche Behandlung erhalten haben, besser in der Lage waren, die von ihnen gewählten Aufgaben oder Aktivitäten auszuführen.
Diese Verbesserung wurde sowohl von den Menschen mit Demenz als auch von ihren pflegenden Angehörigen wahrgenommen.
Die Verbesserung wurde direkt nach der kognitiven Rehabilitation festgestellt und war auch noch 3 bis 12 Monate später nachweisbar.
Unmittelbar nach der kognitiven Rehabilitation fühlen sich Demenzkranke im Vergleich zu Menschen, die nur ihre übliche Behandlung erhalten haben, möglicherweise sicherer im Umgang mit ihrer Situation.
Möglicherweise gibt es keine Unterschiede im Wohlbefinden der Betroffenen und ihrer pflegenden Angehörigen.
Wir sind uns nicht sicher, ob die Betroffenen Veränderungen in Bezug auf die Bewältigung anderer Aufgaben oder Aktivitäten oder hinsichtlich depressiver Gefühle bemerken.
Drei bis 12 Monate nach einer kognitiven Rehabilitation ist das psychische Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen im Vergleich zur üblichen Behandlung möglicherweise verbessert.
Möglicherweise gibt es keine Unterschiede darin, wie gut Menschen mit Demenz andere Aufgaben oder Aktivitäten bewältigen, wie zuversichtlich oder deprimiert sie sich fühlen oder wie gut es ihnen geht.
Unser Review umfasste sechs Studien, aber die Ergebnisse beruhen hauptsächlich auf den Informationen aus einer großen Studie. Wir wissen nicht, ob die Wirkung der kognitiven Rehabilitation länger als ein Jahr anhält. Die Ergebnisse für verschiedene Auswirkungen der kognitiven Rehabilitation waren nicht eindeutig.
Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2022.
C. Meiling, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Ergotherapeut:innen waren an den eingeschlossenen Studien nicht beteiligt. Diese PLS gibt den Stand der Evidenz zum Zeitpunkt der Recherche wieder. Der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse kann sich in der Zwischenzeit verändert haben. Evtl. ist auch schon eine aktualisierte Fassung des Cochrane Reviews mit anderen Schlussfolgerungen erschienen, zu der jedoch noch keine deutschsprachige PLS-Übersetzung vorliegt. Dies können Sie überprüfen, indem Sie dem Quellen-Link folgen (Zugriff am 02.08.2023):
Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: Demenz
Keyword 2: Demenz
Keyword 3: kognitive Rehabilitation
Weitere: Abhängigkeit von Hilfe, Aktivitäten, Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), aktivitätsbasierte Intervention, aktivitätsorientierte Intervention, ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Angehörige, Angst, Angst und Depression, Anpassung von Aktivitäten, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit, Ausführung von Aktivitäten, Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens, Belastung der pflegenden Angehörigen, Betätigungsperformanz, betätigungs- und aktivitätsbasierte Interventionen, Canadian Occupational Performance Measure, Cochrane Systematic Review, Coping, Daueraufmerksamkeit, degenerative neurologische Erkrankung, Demenz, Demenz bei Alzheimer-Krankheit, Demenz bei Lewy-Körper-Krankheit, Demenz bei Parkinson-Krankheit, Dependence Scale, Depression, depressive Episode/Depression, depressive Symptomatik, Einweisung ins Alters-/Pflegeheim, Einzeltherapie, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Ergotherapie zuhause, Erwachsene, Funktionsfähigkeit bei Alltagsaktivitäten, Gedächtnisrehabilitation, Geriatrie, geriatrische Rehabilitation, gestufte Aktivitäten / graded activity, Goal Attainment Scale (GAS), Gruppentherapie, Hausbesuch, Idiopathisches Parkinson-Syndrom, interdisziplinär, Intervention zuhause, Kognition, kognitive Beeinträchtigungen/Schädigungen, kognitive Fertigkeiten, kognitive Funktion, kognitive Funktionen, kognitive Funktionsfähigkeit, kognitive Performanz, kognitive Rehabilitation, kognitives Training, Kompensation, Kontextfaktoren, Körperfunktionen und -strukturen (ICF), körperliche Funktionsfähigkeit, Lebensqualität, leichte bis mäßige Demenz, leichte Demenz, Lernen, Lernen am Modell, mäßige Demenz, Merkhilfen, Metaanalyse, multidisziplinär, Neurologie, neurologische Erkrankung, neurologische Rehabilitation, Parkinson-Krankheit, Parkinson-Syndrom, Partizipation / Teilhabe (ICF), personbezogene Faktoren (ICF), persönliche Aktivitäten des täglichen Lebens (PADL), pflegende Angehörige, psychisches Wohlergehen, Selbstwirksamkeit, selektive Aufmerksamkeit, soziale Funktionsfähigkeit, Stimmung, Strategien, Strategietraining, Stress, Symptomatik, systematischer Review, Teilhabe an Alltagsaktivitäten, Telefon, Telefonberatung, Training von Aktivitäten, Umweltanpassung, Umweltfaktoren, Unabhängigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens, Vaskuläre Demenz, Verhalten, zerebrovaskuläre Erkrankung, Zielerreichung, Zielerreichungsskala, Zufriedenheit mit der Zielerreichung, zuhause, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)