2018  |  SR/MA  |  EBP-ID: 22447

Lesehilfen für Erwachsene mit Sehschwäche

Virgili G, Acosta R, Bentley SA et al. Reading aids for adults with low vision. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018; 4: CD003303. DOI: 10.1002/14651858.CD003303.pub4. doi.org/doi: 10.1002/14651858.CD003303.pub4.

Laienverständliche Zusammenfassung (Plain Language Summary, PLS)

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Das Ziel dieses Cochrane Reviews war es, verschiedene Lesehilfen für Menschen mit Sehschwäche zu vergleichen. Cochrane Review-Autoren sammelten und analysierten alle relevanten Studien, um diese Frage zu beantworten und fanden 13 Studien.

Kernaussagen

Es gibt unzureichende Evidenz, die den Einsatz einer spezifischen Art von elektronischen oder optischen Lesehilfen unterstützt. Der Review deutet darauf hin, dass sich die Lesegeschwindigkeit mit der Nutzung von elektronischen Standgeräten verbessert. Es gibt wenig Evidenz zu einem Unterschied zwischen am Kopf befestigten oder tragbaren elektronischen Hilfsmitteln im Vergleich zu optischen oder anderen elektronischen Hilfsmitteln – obwohl sich die Technik seit dem Zeitpunkt, zu dem die Studien durchgeführt wurden, möglicherweise verbessert haben könnte. Es gibt keine Evidenz, die den Einsatz von Filtern oder Prismenbrillen unterstützt.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Die Anzahl der Menschen mit einer Sehschwäche wächst mit der alternden Bevölkerung. Vergrößernde optische und elektronische Hilfsmittel werden häufig verschrieben, um den Menschen zu helfen, ihre Lesefähigkeit zu erhalten, wenn ihre Sehfähigkeit abzunehmen beginnt. Cochrane Autoren überprüften die Evidenz zur Wirkung von Lesehilfen auf die Lesefähigkeit von Menschen mit Sehschwäche um herauszufinden, ob es Unterschiede in der Leseleistung gibt, wenn man herkömmliche optische Hilfsmittel, wie Hand- oder Standlupen, und elektronische Hilfsmittel, wie Bildschirmlesegeräte und elektronischen Handlupen, vergleicht.

Die Cochrane Review-Autoren beurteilten, wie vertrauenswürdig die Evidenz für die jeweiligen Ergebnisse des Reviews war. Sie suchten nach Faktoren, welche die Evidenz weniger vertrauenswürdig machen können, wie beispielsweise Probleme in der Studiendurchführung, sehr kleine Studiengröße und unterschiedliche Ergebnisse in den verschiedenen Studien. Sie suchten außerdem nach Faktoren, einschließlich sehr großer Effekte, die zu höherer Vertrauenswürdigkeit führen können. Sie bewerteten jedes Ergebnis als von sehr niedriger, niedriger, moderater oder hoher Vertrauenswürdigkeit.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Die Cochrane Review-Autoren fanden 13 relevante Studien. Sieben waren aus den USA, fünf aus Großbritannien und eine aus Kanada. Diese Studien verglichen die Wirkung von verschiedenen Lesehilfen auf die Leseleistung, hauptsächlich die Lesegeschwindigkeit. Die Teilnehmer waren Erwachsene, die aufgrund von Sehschwäche Dienstleistungen in Anspruch nahmen. Die meisten Menschen waren von Makuladegeneration betroffen, die einen Verlust der zentralen Sehschärfe verursacht und oft altersbedingt ist. Da die meisten Studien klein waren, waren die Ergebnisse oft ungenau und es ist schwierig zu sagen, ob sie auf jeden Menschen mit Sehschwäche zutreffen.

Die Ergebnisse waren wie folgt:

  • Die Lesegeschwindigkeit könnte mit elektronischen Hilfsmitteln schneller sein als mit Lupen (Evidenz von moderater und niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Die Bereitstellung eines Bildschirmlesegerätes in einer ersten Rehabilitationsberatung könnte die Lesegeschwindigkeit im Vergleich zu einer alleinigen standardmäßig verschriebenen Sehhilfe bei Sehschwäche verbessern (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Die Lesegeschwindigkeit mit elektronischen Hilfsmitteln, die am Kopf getragen werden, zeigte im Vergleich zu optischen Hilfsmitteln wechselnde Ergebnisse (Evidenz von moderater oder niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Die Lesegeschwindigkeiten mit einem Tabletcomputer im Vergleich zu einem Bildschirmlesegerät waren ähnlich (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Ein tragbares elektronisches Hilfsmittel als Zusatz zum bevorzugten optischen Gerät schien die Lesegeschwindigkeit nicht zu erhöhen (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Farbige Filter waren nicht besser und möglicherweise sogar schlechter als ein klarer Filter für die Lesegeschwindigkeit (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
  • Individuell angepasste Standardprismenbrillen schienen keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu herkömmlichen Lesebrillen für Menschen mit altersbedingter Makuladegeneration zu haben (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Cochrane Review-Autoren suchten nach Studien, die bis zum 17. Januar 2018 veröffentlicht wurden.

Übersetzung

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD003303/lesehilfen-fur-erwachsene-mit-sehschwache (23.08.2019)

Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD003303/lesehilfen-fur-erwachsene-mit-sehschwache

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Sehstörung/-beeinträchtigung/Blindheit

Keyword 2: Sehstörung/-beeinträchtigung/Blindheit

Keyword 3: Lesehilfen

Weitere: altersbedingte Makuladegeneration, Cochrane Systematic Review, Histoplasmose, Lesehilfen, Lesen, Makulaforamen/Makulaloch, Metaanalyse, RVV, systematischer Review, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS), ZVV

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Sonstige
  • Seh-/Hörstörung, andere Wahrnehmungsstörungen

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen

Interventionen

Umweltanpassung, Kompensation, Adaptation
  • Hilfsmittelanpassung, -versorgung, -beratung, -training (inkl. Schienen, Orthesen)

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt