Kognitive Verhaltenstherapie zur Verringerung der Sturzangst bei älteren, selbstständig lebenden Menschen
Sturzangst ist eine dauerhafte Sorge vor einem Sturz, die dazu führt, dass eine Person Aktivitäten vermeidet, die sie noch ausführen könnte. Die Angst vor Stürzen ist bei älteren Menschen weit verbreitet. Möglicherweise wurden sie von Gesundheitsfachkräften, der Familie und von Freund*innen vor den Gefahren von Stürzen gewarnt und haben die Folgen eines Sturzes direkt oder indirekt miterlebt. Dies ist bedeutsam, da bis zu 34 % der älteren Erwachsenen jedes Jahr stürzen, wobei 5 % Knochenbrüche erleiden. Darüber hinaus bemerken sie vielleicht, dass ihr Körper nicht mehr so stark ist wie in jüngeren Jahren, was die Sorge verstärkt, dass sie sich bei einem Sturz nicht mehr ausreichend schützen könnten. Daher meinen sie, präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen ergreifen zu müssen. Sturzangst kann körperliche, psychische und soziale Folgen haben. Die Behandlung von Sturzangst ist daher wichtig, um dysfunktionale Kognitionen und Verhaltensweisen zu reduzieren.
Es gibt verschiedene Behandlungsansätze: kognitive Verhaltenstherapie (KVT) (Gesprächstherapie, die hilft, Gedanken und Verhalten zu ändern), Bewegungstraining (geplante, strukturierte, sich wiederholende körperliche Aktivität, um den Körper gesund zu halten) oder eine Kombination aus beidem. Diese Behandlungen werden in der Regel in Gruppen von ausgebildeten Therapeut*innen durchgeführt.
Wir wollten herausfinden, ob KVT mit und ohne Bewegungstraining bei älteren, selbständig lebenden Erwachsenen besser zur Verringerung der Sturzangst beiträgt als die übliche Behandlung oder eine Scheinbehandlung. Außerdem wollten wir herausfinden, wie sich die KVT mit und ohne Bewegungstraining auf die Vermeidung von Aktivitäten, Stürze und Depressionen auswirkt oder ob sie auch schaden kann.
Wir durchsuchten mehrere elektronische Datenbanken und befragten Expert*innen nach Studien, in denen Maßnahmen zur Verringerung der Sturzangst mit KVT allein oder zusätzlich mit Bewegungstraining verglichen wurden.
Wir fassten die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie Studiendesign, Methoden und Anzahl der Teilnehmenden.
Wir fanden 12 relevante Studien, von denen 11 für die statistische Analyse berücksichtigt wurden, mit insgesamt 2383 Personen, deren Durchschnittsalter zwischen 73 und 83 Jahren lag. Die Therapie (KVT oder Scheinbehandlung) wurde dreimal pro Woche bis einmal pro Monat und über acht bis 48 Wochen durchgeführt. Insgesamt dauerten die Behandlungen zwischen sechs und 156 Stunden. Die meisten Behandlungsmaßnahmen wurden in Gruppen von fünf bis zehn Teilnehmenden durchgeführt, in einer Studie waren es bis zu 25. Das Hauptziel von 10 Studien war die Verringerung der Sturzangst.
Wir fanden heraus, dass KVT mit und ohne Bewegungstraining wahrscheinlich die Angst vor Stürzen bei älteren, selbstständig lebenden Menschen reduziert, wenn die Behandlung beendet ist. Die Verbesserungen halten möglicherweise in den ersten sechs Monaten nach Beendigung der Behandlung und auch darüber hinaus an. Wir stellten auch fest, dass die Betroffenen Aktivitäten weniger meiden, und dass sie weniger depressiv sind. Es bleibt unklar, ob es nach der Behandlung zu weniger Stürzen kommt.
Unser Vertrauen in die Evidenz ist begrenzt, da die Ergebnisse möglicherweise dadurch beeinflusst wurden, dass die Teilnehmenden in den Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten, und die Studien unterschiedliche Methoden zur Durchführung der Maßnahmen verwendeten.
Um die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zu verbessern, werden Studien benötigt, die sich in der Art und Weise ähneln, wie Sturzangst behandelt und gemessen wird.
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. Januar 2023.
B. Schindler, W. Siemens, freigegeben durch Cochrane Deutschland.
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
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Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.
Keyword 1: ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen
Keyword 2: Sturzangst
Keyword 3: kognitive Verhaltenstherapie
Weitere: Activities-specific Balance Confidence (ABC) scale, Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Angst, Beck Anxiety Inventory (BAI), Beck Depression Inventory (BDI) / Beck Depressions Inventar, Cochrane Systematic Review, Compliance, Depression, Ergotherapie, Falls Efficacy Scale (FES), Geriatric Fear of Falling Measure (GFFM), Geriatrie, Gesundheit, interdisziplinär, kognitive Verhaltenstherapie, Kontextfaktoren, körperliche Aktivität, körperliche Aktivität und körperliches Training, körperliches Training, Kosten, Lebensqualität, Lebenszufriedenheit, Life Satisfaction Questionnaire-9 (LISAT-9), Metaanalyse, multidisziplinär, Personal Wellbeing Index (PWI-C), personbezogene Faktoren (ICF), Short Form-36 (SF-36), Short Form Questionnaire-12 Items, Sturzangst, Sturzprävention, Sturzrate, Sturz/Stürzen/Sturzneigung/Sturzgefahr, Survery of Activities and Fear of Falling in the Elderly (SAFFE), systematischer Review, Teletherapie / Teleintervention, unerwünschte Wirkungen, University of Illinois at Chicago Fear of Falling Measure (UICFFM), Vermeiden von Aktivitäten, Wohlbefinden, World Health Organization Quality of Life-BREF, Zeitaufwand, zuhause lebend, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)