2023  |  SR/MA  |  EBP-ID: 22597

Maßnahmen im häuslichen Umfeld zur Sturzprävention bei älteren Menschen, die im eigenen Zuhause leben

Clemson L, Stark S, Pighills AC et al. Environmental interventions for preventing falls in older people living in the community. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023; Issue 3: Art. No.: CD013258. doi: 10.1002/14651858.CD013258.pub2.

Laienverständliche Zusammenfassung (Plain Language Summary, PLS)

Verringerung der Sturzgefahr im häuslichen Umfeld

Kernaussagen

Bei älteren Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko, die beispielsweise im letzten Jahr bereits einmal gestürzt sind, kürzlich im Krankenhaus waren oder Hilfe bei Alltagsaktivitäten benötigen, kann die Beseitigung von Gefahrenstellen im häuslichen Umfeld die Zahl der Stürze um 38 % verringern. Beispiele für häusliche Gefahrenstellen für Stürze sind eine Treppe ohne Handlauf, ein rutschiger Untergrund oder schlechte Beleuchtung.

Warum ist es wichtig, im Rahmen eines Sturzpräventionsprogramms die Gefahrenstellen im häuslichen Umfeld zu berücksichtigen?

Stürze kommen häufig vor und können tödlich enden, sie sind aber vermeidbar. Etwa ein Drittel der über 65‐Jährigen stürzt jedes Jahr. Die meisten Stürze passieren in den eigenen vier Wänden und mehr als 30 % aller Stürze werden durch Gefahrenstellen im Umfeld verursacht. Programme zur Beseitigung von Sturzgefahren in der Umgebung sind Maßnahmen, die von Fachleuten durchgeführt werden, um Sturzgefahren in der Umgebung zu erkennen und zu beseitigen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden:

  • welche Arten von Sturzpräventionsprogrammen am besten geeignet sind, um Stürze zu verhindern.

Wir wollten hinsichtlich dieser Programme auch herausfinden:

  • wie diese Programme am besten durchgeführt werden sollten; und
  • ob solche Programme Stürze mit schweren Verletzungen verhindern können.

Wir haben vier Arten von Programmen untersucht:

  • Beseitigung von Sturzgefahren in der Wohnung und im direkten Umfeld;
  • ausschließliche Bereitstellung von Hilfsmitteln wie eine korrekt angepasste Brille oder spezielles Schuhwerk;
  • ausschließlich Aufklärung (Schulung) zum Sturzrisiko durch Gefahrenstellen im Umfeld; und
  • häusliche Veränderungen, um Selbständigkeit und die Ausführung alltäglicher Aufgaben im eigenen Zuhause zu ermöglichen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die verschiedene Arten von Sturzpräventionsprogrammen für selbstständig lebende Ältere untersuchten. Wir verglichen die Studien und fassten die Ergebnisse mit statistischen Methoden zusammen. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz basierend auf Faktoren wie Studienmethodik und Studiengröße.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden 22 Studien, die 8463 ältere, selbstständig lebende Erwachsene einschlossen. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 78 Jahre alt, 65 % waren Frauen. Die Studien wurden in 10 Ländern durchgeführt. In den meisten Studien wurden die Teilnehmenden 12 Monate lang beobachtet.

Hauptergebnisse

Ein Programm zur Beseitigung von Gefahrenstellen in der Wohnung kann bei älteren, selbständig lebenden Erwachsenen die Zahl der Stürze verringern.

Wir sind uns nicht sicher, ob Hilfsmittel (wie z. B. die Überprüfung von Brillen, spezielles Schuhwerk oder Bettalarmsysteme) das Sturzrisiko verringern können.

Wir sind uns nicht sicher, ob die ausschließliche Aufklärung (Schulung) älterer Menschen über ihr Sturzrisiko das Sturzrisiko verringern kann.

Wir haben keine abgeschlossenen Studien zu den Auswirkungen von häuslichen Veränderungen, die auf die Selbständigkeit bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben abzielen, auf das Sturzrisiko gefunden.

Wir haben nur wenig Evidenz dazu gefunden, dass Programme zur Beseitigung von Sturzgefahren im häuslichen Umfeld das Risiko schwerer Verletzungen verringern.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2021.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.

Diese PLS gibt den Stand der Evidenz zum Zeitpunkt der Recherche wieder. Der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse kann sich in der Zwischenzeit verändert haben. Evtl. ist auch schon eine aktualisierte Fassung des Cochrane Reviews mit anderen Schlussfolgerungen erschienen, zu der jedoch noch keine deutschsprachige PLS-Übersetzung vorliegt. Dies können Sie überprüfen, indem Sie dem Quellen-Link folgen (Zugriff am 19.04.2023):

Quelle: https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013258.pub2/full/de#CD013258-abs-0003

DVE-Mitgliedern steht nach dem Login eine genauere Zusammenfassung des gesamten Cochrane-Reviews zur Verfügung.

Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Keyword 2: Sturz/Stürzen/Sturzneigung/Sturzgefahr

Keyword 3: Sturzprävention

Weitere: Adhärenz, Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, Anpassung, Assessment der heimischen Umgebung, Assessment/Evaluation, Assistenzsysteme, Cochrane Systematic Review, Edukation/Schulung, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Ergotherapie zuhause, Erwachsene, Essens-/Mahlzeitenzubereitung/Kochen, Fraktur, Hausbesuch, Hilfsmittel, Hilfsmittelanpassung, Hilfsmittelberatung, Hilfsmitteltraining, Hilfsmittelversorgung, interdisziplinär, Intervention zuhause, Kontextfaktoren, Kosten, Kosteneffektivität, Krankenhauseinweisung, Lebensqualität, Metaanalyse, multidisziplinär, Orthese, personbezogene Faktoren (ICF), Quality Adjusted Life Years (QALYs), Schuhwerk / Schuhe / Einlagen, Sehen/Sehvermögen/Sehfähigkeit, Sehhilfen, Sehstörung/-beeinträchtigung/Blindheit, Selbstversorgung, Selbstversorgung (ICF), Sicherheit, Sturzprävention, Sturzrate, Sturz/Stürzen/Sturzneigung/Sturzgefahr, systematischer Review, Transfer, Umweltanpassung, Umweltfaktoren, umweltfokussierte Intervention, unerwünschte Wirkungen, Verhalten zuhause, Wohnraumanpassung / Wohnumfeldgestaltung, zuhause, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)

Filter

Diagnose(n)/Symptomatik

Sonstige
  • Seh-/Hörstörung, andere Wahrnehmungsstörungen
  • Andere (drohende) Beeinträchtigungen von Gesundheit, Teilhabe und/oder Lebensqualität

Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
  • ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen

Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen
  • Sonstige, z.B. Pflegekräfte, Lehrer:innen, Arbeitgeber:innen, Kommunen

Interventionen

Umweltanpassung, Kompensation, Adaptation
  • Hilfsmittelanpassung, -versorgung, -beratung, -training (inkl. Schienen, Orthesen)
  • Umweltanpassung (z.B. von Wohnraum, Schule, Arbeitsplatz, Universal Design)
Beratung, Edukation, Schulung
  • Beratung, Schulung, Coaching, (Psycho-)Edukation

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt