2022  |  SR/MA  |  EBP-ID: 22563

Interventionen bei Wahrnehmungsstörungen nach einem Schlaganfall

Hazelton C, Thomson K, Todhunter-Brown A et al. Interventions for perceptual disorders following stroke. Cochrane Database of Systematic Reviews 2022; Issue 11. Art. No.: CD007039. doi: 10.1002/14651858.CD007039.pub3.

Laienverständliche Zusammenfassung (Plain Language Summary, PLS)

Zusammenfassung in einfacher Sprache

Kernaussagen

Ein Schlaganfall kann die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, Sinneseindrücke zu verarbeiten und zu verstehen, einschließlich Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Sehen. Auch die Somatosensibilität (Wahrnehmung von Körpertemperatur, -position und -bewegung) kann beeinträchtigt sein. Das Verarbeiten und Verstehen von Sinneseindrücken wird als Wahrnehmung bezeichnet.

Es gibt nur wenige Untersuchungen dazu, ob es Behandlungsmaßnahmen gibt, die bei schlaganfallbedingten Wahrnehmungsstörungen hilfreich sind.

Menschen mit schlaganfallbedingten Schwierigkeiten in Bezug auf Hören, Riechen, Somatosensibilität, Geschmacksempfinden, Tasten und Sehen sollten entsprechend den Empfehlungen klinischer Leitlinien an Rehabilitationsmaßnahmen teilnehmen. Angehörige der Gesundheitsberufe sollten weiterhin Rehabilitationsmaßnahmen für schlaganfallbedingte Wahrnehmungsstörungen anbieten, die aktuellen klinischen Leitlinien und Empfehlungen entsprechen.

Was ist eine Wahrnehmungsstörung?

Menschen, die keinen Schlaganfall erlitten haben, nehmen Informationen über ihre Umgebung durch folgende Sinne auf: Hören, Riechen, Somatosensorik, Schmecken, Tasten und Sehen. Somatosensibilität bezieht sich auf Empfindungen, die von der Haut, den Muskeln oder den Gelenken ausgehen, und schließt die Wahrnehmung von Druck, Vibration, Temperatur und Körperposition ein. Aufgenommene Informationen können Farbe, Form und Größe eines gesehenen Objektes umfassen. Kombiniert mit Erinnerungen und kulturellen Erfahrungen kann eine Person am Gesichtsausdruck einer anderen Person erkennen, wie diese sich fühlt. Andere Beispiele sind, wie verschiedene Gerüche durch den Geruchssinn identifiziert werden können und wie verschiedene Texturen durch den Tastsinn wahrgenommen werden können. Ein Schlaganfall kann diese Fähigkeiten beeinträchtigen.

Wie werden Wahrnehmungsstörungen behandelt?

Fachleute aus dem Gesundheitswesen, darunter Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Psychologen, können verschiedene Therapien anbieten. Die Behandlung kann Medikamente, die Anregung des Gehirns oder Wiederherstellung der Wahrnehmung durch Aktivitäten, Rätsel, Strategiespiele oder intensive Wiederholung von Aufgaben umfassen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob jegliche Behandlung einer Wahrnehmungsstörung besser ist als gar keine Behandlung. Eine Verbesserung wurde anhand der Fähigkeit der Betroffenen, die täglichen Aktivitäten auszuführen, gemessen. Darüber hinaus wurde auch erfasst, ob die Behandlungen auch in anderen Bereichen wie Lebensqualität, psychische Gesundheit und Wahrnehmung hilfreich waren. Bei Unklarheiten haben wir zusätzliche Informationen eingeholt. Wir untersuchten auch, ob eine Behandlung vorteilhafter war als eine andere.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen relevanten Forschungsarbeiten. Wir bewerteten die Qualität der 18 gefundenen Studien und fassten ihre Ergebnisse mit statistischen Methoden zusammen.

Was fanden wir?

Die gefundenen Studien befassten sich mit unterschiedlichen Wahrnehmungsstörungen: Drei Studien untersuchten Störungen des Tastsinns, sieben Studien befassten sich mit der Somatosensibilität, sieben Studien mit dem Sehvermögen und eine Studie mit mehreren Wahrnehmungsstörungen gleichzeitig. Zu den Behandlungen, die in den Studien angewandt wurden, gehörten Kopieraufgaben mit Papier und Bleistift, um das visuelle Gedächtnis zu verbessern, und robotergestützte Therapien, um das Körpergefühl der Betroffenen zu verbessern. Wir fanden keine Informationen, die belegen, dass eine bestimmte Behandlung wirksam ist.

Warum sind wir noch unsicher?

Wir fanden nur wenige Studien. Jede Studie umfasste lediglich eine geringe Anzahl von Schlaganfallpatientinnen und -patienten mit Wahrnehmungsstörungen. Da nur wenige Personen an den Studien teilnahmen, waren die Ergebnisse nicht eindeutig. Jede Studie untersuchte unterschiedliche Maßnahmen. In weniger als der Hälfte der Studien (sieben) wurde die Fähigkeit zur Verrichtung alltäglicher Aktivitäten gemessen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Wir haben Studien bis einschließlich August 2021 berücksichtigt.

Die gefundenen Informationen reichen nicht aus, um den Nutzen oder Schaden von Behandlungen für Wahrnehmungsstörungen nach einem Schlaganfall zu beurteilen. Schlaganfallpatientinnen und -patienten mit Wahrnehmungsstörungen sollten weiterhin die in den klinischen Leitlinien empfohlenen Rehabilitationsmaßnahmen erhalten.

Anmerkungen zur Übersetzung

B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Cochrane Zentrums. Zum Einstellen in die EBP-Datenbank musste der DVE kleinere redaktionelle Änderungen vornehmen.
Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD007039/STROKE_interventionen-bei-wahrnehmungsstorungen-nach-einem-schlaganfall (07.02.2023)

Quelle: https://www.cochrane.org/de/CD007039/STROKE_interventionen-bei-wahrnehmungsstorungen-nach-einem-schlaganfall

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Hinweis zu den Fachbegriffen

Erklärungen der EBP-Fachbegriffe finden Sie im Glossar.

Keywords

Keyword 1: Schlaganfall

Keyword 2: Wahrnehmungsstörung

Keyword 3: unterschiedliche Interventionen

Weitere: ADL-Fähigkeiten, ADL-Fertigkeiten, Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL/ATL), Aktivitäten (ICF), Aktivitäten und Teilhabe (ICF), ältere/alte/(hoch-)betagte Menschen, andere Intervention, Aufmerksamkeits-Kontrollgruppe, Balance-/Gleichgewichtstraining, Belastung der pflegenden Angehörigen, Biofeedback / Neurofeedback, Cochrane Systematic Review, computergestützte Intervention, computergestütztes kognitives Training, Eigentraining/Eigenübungsprogramm, zuhause durchgeführt, Einzeltherapie, ergotherapeutische Interventionen, Ergotherapie, Erwachsene, erworbene Hirnschädigung, Gangschule / Gehtraining, gerätegestützte Therapie, Handübungen, Hirnschädigung/-verletzung, instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL), interdisziplinär, keine Intervention, kognitive Rehabilitation, kognitives Training, Kompensation, Kontextfaktoren, Lebensqualität, Metaanalyse, Mobilität, Mobilität (ICF), Mobilität im Alltag, multidisziplinär, Navigieren, Neurologie, neurologische Erkrankung, neurologische Rehabilitation, nicht-invasive Hirnstimulation, Partizipation / Teilhabe (ICF), personbezogene Faktoren (ICF), persönliche Aktivitäten des täglichen Lebens (PADL), Plazebo, psychische Gesundheit, psychisches Wohlergehen, Pusher-Syndrom, Rehabilitation, Restitution, Schlaganfall, Schlaganfall, akutes Stadium, Schlaganfall, chronisches Stadium, Schlaganfallrehabilitation, Schlaganfall, subakutes Stadium, Sensibilität, Sensibilitätstraining, sensomotorisches Training, somatosensorische Stimulation, somatosensorische Störungen, soziales Leben, soziale Teilhabe, Spiegeltherapie, spielbasierte Intervention, Standardversorgung, stationär, systematischer Review, Trainingshandschuh, transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), unerwünschte Wirkungen, Vibrationshandschuh VTS Glove, Virtuelle Realität (VR), visuelle Wahrnehmung, visuelle Wahrnehmungsstörung, Wahrnehmung, Wahrnehmungsfertigkeiten, Wahrnehmungsstörung, Wahrnehmungstraining, Zusammenfassung in einfacher Sprache / Plain Language Summary (PLS)

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Diagnose(n)/Symptomatik

Neurologische Erkrankungen
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Altersgruppe(n)

  • Erwachsene
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Zielgruppe(n)

  • Patient:innen/Klient:innen

Interventionen

Spezifische Aktivitäten (Training von Betätigungsfertigkeiten, Restitution)
  • (Senso-)Motorisches Training und Therapie, Motorische Rehabilitation
  • Training prozessbezogener Fertigkeiten (z.B. Kognitives Training, HoDT)
  • Wahrnehmungs-/Sensibilitätstraining (z.B. SI, Basale Stimulation, Affolter, Perfetti, Achtsamkeit)
  • Sonstige (z.B. Aktivitätsgruppen, Virtuelle Realität, digitale Angebote)

Berufsgruppe(n)

  • Ergotherapie beteiligt